Digitale Exzellenz
Digitale Exzellenz

Digital-Reiseland Deutschland: New Work auf knarrenden Speicherböden

, 4. November 2019

Lesezeit: 6 Minuten

Digital-Reiseland Deutschland: New Work auf knarrenden Speicherböden

Das Silicon Valley ist für Entscheider mit Sicherheit eine Reise wert, um neue Denkweisen aufzusaugen. Wer sich die Reisestrapazen, Kosten sowie CO2 sparen möchte, der findet auch in Deutschland Cluster der digitalen Exzellenz wie die Initiative „Digital Hubs Germany“ vom Digitalverband Bitkom und dem Bundeswirtschaftsministerium. Wir starten dazu ab heute eine Blogreihe und stellen die wichtigsten Digitalzentren der Republik vor. Wir beginnen im hohen Norden beim Digital Hub Logistics in Hamburg. Geschäftsführer Johannes Berg gibt Einblicke für Transport- und Logistik-Manager.

Den Digital Hub Logistics Hamburg gibt es seit 2017. Seit gut einem Jahr hat er in der Speicherstadt sein Zuhause gefunden. Auch wenn die Holzböden in den Lagerhäusern heute mitunter ziemlich knarren, ist die Speicherstadt noch immer ein idealer Ort, um Neues entstehen zu lassen.

Wer hierher kommt, findet ein immer noch wachsendes Ökosystem aus wissenschaftlichen Einrichtungen, etablierten Unternehmen und innovativen Start-ups vor, das gemeinsam mit der Logistik-Initiative Hamburg und der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation, die Digitalisierung der Logistik vorangetrieben wird. Hier arbeiten Traditionsunternehmen wie die HHLA und die Gebrüder Heinemann, die schon seit mehr als 100 Jahren dafür sorgen, dass Hamburg ein Dreh- und Angelpunkt für weltweiten Handel und Logistik ist mit jungen Gründerinnen und Gründern zusammen.

Fokus: Co-Work und Co-Creation

Wir verstehen den Digital Hub Logistics als eine Art Fitnessstudio, in dem man sich für die digitale Transformation von kleinen Prozessen in Unternehmen bis hin zur Neugestaltung und Disruption von ganzen Geschäftsmodellen fit machen kann. Bei uns trainieren Unternehmen wie die Lufthansa Industry Solutions oder die Volkswagen Konzernlogistik neben Start-ups, die digitale Schiffslogbücher bauen oder Drohnen in Lagerhäusern fliegen lassen.

Für die Start-up-Mieter, Partnerunternehmen, Anstalten des öffentlichen Rechts wie die Hamburg Port Authority oder die Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften ist New Work schon heute Realität. Der gemeinsame Co-Working-Bereich auf zwei Speicherböden wird durch regelmäßige Veranstaltungen zu einer Netzwerkfläche (Co-Work & Connect) auf der auch gemeinsame unternehmensübergreifende Projekte angeschoben und realisiert werden (Co-Creation). Diesen Weg vom regelmäßigen Austausch in das gemeinsame Machen zu ebnen, ist ein besonderes Ziel des Digital Hub Logistics Hamburg.

Denn im Hub ist man davon überzeugt, dass die nächsten digitalen Quantensprünge weniger alleine, sondern vielmehr gemeinsam erreicht werden können. Dass Unternehmen in Zukunft gleichzeitig die Rolle des harten Wettbewerbers und des vertrauensvollen Kooperationspartners einnehmen müssen – so wie es uns Daimler und BMW derzeit bei Sharing-Plattformen und Konnektivität vorleben. Dr. Katrin Held ist bei uns im Digital Hub Logistics Hamburg für neue Innovationsformate und kooperative Konzepte zuständig. Sie setzt sich dafür ein, dass wir die Kooperationen zwischen Start-ups und etablierten Logistikunternehmen nicht nur fördern, sondern auch inhaltlich zielgerichtet und detailliert begleiten. Wir wollen so sicherstellen, dass relevante Themen nicht nur kurz angerissen werden, sondern eine sinnvolle und langfristige Zusammenarbeit entstehen kann.

Dickschiff trifft Start-up

Der Digital Hub versteht sich dabei als eine inhaltliche Plattform, an die sich die Macher der Logistik mit ihren digitalen Herausforderungen wenden können. Basierend auf einer konkreten Thematik trainieren die jeweiligen Unternehmen in einem ersten Schritt mit Start-ups, wissenschaftlichen Einrichtungen, digitalen Experten und Andersdenkern zusammen. Gemeinsam geht es – bei Bedarf – anschließend an die Entwicklung von neuen, digitalen Produkt- und Servicelösungen. Ob erste Click-Dummys, Applikationen, reifere Prototypen oder gar entstehende Start-ups, alles ist möglich. Dem Unternehmergeist werden keine Grenzen gesetzt.

Vermeintliche Logistik-Dickschiffe wie die Reederei NSB oder auch die Hamburg Port Authority nutzen den Hub, um sich und den Hamburger Hafen fit für die Zukunft zu machen. Darüber hinaus sind in unserem Netzwerk aber mittlerweile 40 Start-ups, die mit wahnsinnig spannenden Lösungen entlang der gesamten Supply Chain aufwarten.

Mit Formaten wie dem Hamburg Innovation Dock Day (HIDockday) und den Hub Hours pushen wir die Zusammenarbeit. Nach dem Motto “Holz schwimmt auch!“ geht es dabei darum, kleine Projektbrötchen zu backen und nicht gleich die alles umkrempelnde Digitalrevolution auszurufen. Ganz in Start-up-Manier geht es um das Minimum Viable Product (MVP).

Die Formate bringen die unterschiedlichsten Gruppen und Lösungsansätze hervor: Eine „Smart-Ship“-Gruppe, bestehend aus der NSB Gruppe, Auerbach Schifffahrt und Menzell Doehle, arbeitet beispielsweise an digitalen Lösungen für die Schiffsabfertigung. Die „Smart City“-Allianz, bestehend aus Lufthansa Industry Solutions, DHL, Siemens Mobility, Volkswagen und der Helmut-Schmidt-Universität, sucht neue intelligente Lösungen für die letzte Meile.

Natürlich ist es Ansichtssache, ob es sich bei der digitalen Transformation tatsächlich um eine Revolution handelt oder doch um eine fortschreitende Evolution, die zu mehr Vernetzung, Integration und Transparenz führt. Neben logistischer Expertise braucht man auf dem Weg zu erfolgreichen digitalen Produkten und Dienstleistungen aber zweifelsohne auch die richtigen Softwarelösungen, Prozess- und Anwendungstechnologien. Ein Grund, warum sich Unternehmen wie RIO – die Cloud-basierte Plattform für ihren Güterverkehr, Ingenics, Senacor Technologies und Dakosy hier oben im Norden engagieren.

Mit dem ITS Weltkongress hat die Hansestadt im Jahr 2021 zudem ein Ziel vor Augen, für das viele unserer Start-ups aus der City-Logistik und Mobilität schon heute brennen.

Für Ende des 19. Jahrhunderts waren in dem neu geschaffenen Freihafengebiet elektrisches Licht und hydraulisch angetriebenen Winden die Innovationen schlechthin. Heute ist die Art und Weise der neuen Zusammenarbeit eine Grundvoraussetzung, um aus Künstlicher Intelligenz, Big Data Analytics und Blockhain die Innovationen von morgen zu schaffen!

New Work auf knarrenden Holzböden eben.

Über die Blogreihe

Die USA haben mit dem Silicon Valley ein großes digitales Zentrum, das alle anderen überstrahlt. Deutschland setzt auf mehre starke Cluster der digitalen Exzellenz, wie die Initiative Digital Hubs Germany vom Digitalverband Bitkom und dem Bundeswirtschaftsministerium zeigt. Wir stellen sie der Reihe nach im Blog Digitale Exzellenz vor.

Teil 1: New Work auf knarrenden Speicherböden (Logistics-Hub in Hamburg)

Teil 2: Gesunde Start-up-Luft schnuppern (Digital-Health-Hub in Nürnberg/Erlangen)

Teil 3: Vom Großatelier-Filmstudio zum globalen MediaTech-Standort (Mediatech-Hub in Potsdam)

Teil 4: K wie Karlsruhe, K wie Künstliche Intelligenz (AI-Hub in Karlsruhe)

Teil 5: Zu Besuch in Europas größtem IoT-Hub (Smart Systems Hub Dresden)

Teil 6: Digital-Reiseland Deutschland: Mit Start-ins zu mehr Innovationen (Digital Hub Logistic Dortmund)

Teil 7: Vom Banken-Viertel zur Fintech-Metropole (Fintech Hub Frankfurt)

Teil 8: Früher Knödel-Labor, heute Insurtech-Brutkasten (Insurtech Hub München und Köln)

Teil 9: Sectechs aus der Wissenschaftsstadt (Cybersecurity Hub Darmstadt)

Teil 10: Vom historischen Buchhandelszentrum zur Smart City (Smart Infrastructure Hub Leipzig)