Digitale Exzellenz
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Digital-Reiseland Deutschland: vom historischen Buchhandelszentrum zur Smart City

, 16. März 2020

Lesezeit: 5 Minuten

Digital-Reiseland Deutschland: vom historischen Buchhandelszentrum zur Smart City

Infrastruktur, Mobilität, Energy und Versorgung – wie die Digitalisierung neue Lösungsansätze in diesem Bereich bietet, kann auf unserer digitalen Deutschlandreise in Leipzig beobachtet werden. Dort entsteht die zukünftige Smart City und hat der Smart Infrastructure Hub seinen Sitz. In Teil 10 schauen wir, wie die Stadt der Zukunft aussehen könnte.

Bekannt für historischen Buchhandel, Standort der zweitältesten Universität Deutschlands und der ältesten Hochschule für Handel – auf den ersten Blick wirkt Leipzig eher traditionell. Der Schein trügt jedoch: Auf unserer Reise durch die Digitalrepublik ermöglicht uns Leipzig nun einen kleinen Blick in die Zukunft. Denn die Stadt befindet sich auf dem besten Weg zur Smart City: Als Teil des Smart-City-Projekts Triangulum entwickelt Leipzig als sogenannte Follower-Stadt eigene Umsetzungspläne für eine Smart-City-Strategie, um nachhaltiger, sozial inklusiver und innovativer zu werden. Leipzig ist außerdem das zu Hause des Smart Infrastructure Hubs der Digital Hub Initiative.

Leipzig als Quelle digitaler Geschäftsmodelle

Das Vorantreiben der Digitalisierung und die intelligente Vernetzung der Branchen, die besonders im Mittelpunkt des gesellschaftlichen Interesses stehen, mittels innovativer Technologien – das ist das große Ziel des Hubs. Im Fokus steht die Förderung in den Bereichen Smart City, Energie, digitale Gesundheitsversorgung (E-Health) und Querschnittstechnologien. Dabei machen nicht nur die wachsende und zudem immer jünger werdende Bevölkerung (bis 2030 werden über 100.000 neue Einwohner erwartet) sowie der Beschäftigungszuwachs Leipzig zum perfekten Standort des Smart Infrastructure Hubs, sondern auch die blühende Gründerszene. Schätzungsweise 200 Start-ups zählte die Stadt im Jahr 2017.

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Smart Infrastructure Hub Leipzig und Smart Systems Hub Dresden.

„Leipzig ist der wichtigste Start-up-Hotspot außerhalb Berlins in Ostdeutschland“, zitierte die WirtschaftsWoche den Hub-CEO Dr. Eric Weber. Die Stadt habe eine hohe Expertise mit vielen innovativen Großunternehmen. Weber verwies dabei auf die VNG Gruppe, AOK PLUS oder die Leipziger Gruppe und Start-ups sowie Forschungsprojekte in den Bereichen Energie, Infrastruktur und Gesundheit. Der Standort ist also geprägt von Unternehmen mit digitalen Geschäftsmodellen. Namhafte Forschungsgesellschaften wie Max Planck, Leibniz, Helmholtz und Fraunhofer unterhalten Institute in der Stadt, die Universität Leipzig und weitere Hochschulen haben Leipzig darüber hinaus zu einem wichtigen Wissenschaftsstandort gemacht.

Die Stadt der Zukunft

Smart City – die intelligente Stadt, die Stadt der Zukunft. Was bedeutet das eigentlich? Noch geht es nicht um fliegende Autos, es gibt jedoch mittlerweile eine Reihe innovativer Technologien, die das Leben in einer Smart City nicht nur fortschrittlicher und digitaler, sondern auch nachhaltiger gestalten sollen. Leipzig hat hier schon einige Projekte ins Leben gerufen, um diesen Prozess voranzutreiben.

Im strömenden Regen zur nächsten Haltestelle hetzen und die Bahn dann doch um Haaresbreite zu verpassen – dieses Szenario gehört mit dem Pilotprojekt Flexa der Vergangenheit an. Fast rund um die Uhr kann man sich im Leipziger Norden per App oder Anruf einen Kleinbus mit sechs Sitzplätzen quasi vor die Haustür bestellen, um sich zur nächsten, weiter entfernten Haltestelle oder einfach direkt zum Zielort fahren zu lassen. Die Preise sind die des Mitteldeutschen Verkehrsverbundes – also keineswegs nur ein neumoderner Taxiservice.

In Leipzig sitzt außerdem das erste Fernkontrollzentrum, das die Starts und Landungen der Flüge des Saarbrückener Flughafens überwacht. Er ist damit der erste internationale Flughafen in Deutschland, der nicht mehr durch einen örtlichen Kontrollturm überwacht wird. Möglich macht dies das dafür am Flughafen installierte Kamerasystem, eine Kombination aus Video- und Infrarotkameras mit einer für die Fluglotsen permanenten 360-Grad-Ansicht.

Auch die Bahntechnik sieht die Zukunft darin, aus der Ferne zu operieren: Auf dem Smart Rail Connectivity Campus in der Region Chemnitz-Erzgebirge wird an automatisiertem Schienenverkehr gearbeitet. Ein am Zug befestigter Laserscanner und ein Kamerasystem zeichnet die wichtigsten Daten der Umgebung während der Fahrt auf. Der Lokführer bekommt die Daten in der Ferne über zwei 5G-Antennen auf einen Bildschirm zugespielt und arbeitet mit Steuertasten – es ist das erste Mal, dass ein Zug über 5G teleoperiert wird.

Start-up-Förderung wird großgeschrieben

Der Smart Infrastructure Hub arbeitet unter anderem mit dem SpinLab – The HHL Accelerator zusammen. Das Förderprogramm mit Sitz in Leipzigs Baumwollspinnerei unterstützt innovative Unternehmen bei der Gründung und dem Wachstum ihrer Projekte. Start-ups haben hier die Möglichkeit, sich auf ein sechsmonatiges, gebührenfreies Programm zu bewerben. Teil des Programms sind nicht nur intensives Coaching und Mentoring, sondern auch Networking: Kontakte zu Investoren, etablierten Unternehmen und anderen Gründern. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit zur Büronutzung auf dem Gelände der Baumwollspinnerei und Zugang zu verschiedenen Technologien. Zusätzlich winkt noch ein Zuschuss in Höhe von 6.000 Euro.

Auch Studenten profitieren: Das dreimonatige Programm Open Innovation Labs bietet ihnen die Möglichkeit, zusammen mit Mitarbeitern Innovationen zu entwickeln und verschiedene Workshops der HHL Leipzig Graduate School of Management zu absolvieren.

Geplant sind außerdem ein privat finanzierter Venture Capital Fund und ein Start-up Technologie Center. Der unternehmerischen Entfaltung sind hier also keine Grenzen gesetzt.

Über die Blogreihe

Die USA haben mit dem Silicon Valley ein großes digitales Zentrum, das alle anderen überstrahlt. Deutschland setzt auf mehre starke Cluster der digitalen Exzellenz, wie die Initiative Digital Hubs Germany vom Digitalverband Bitkom und dem Bundeswirtschaftsministerium zeigt. Wir stellen sie der Reihe nach im Blog Digitale Exzellenz vor.

Teil 1: New Work auf knarrenden Speicherböden (Logistics-Hub in Hamburg)

Teil 2: Gesunde Start-up-Luft schnuppern (Digital-Health-Hub in Nürnberg/Erlangen)

Teil 3: Vom Großatelier-Filmstudio zum globalen MediaTech-Standort (Mediatech-Hub in Potsdam)

Teil 4: K wie Karlsruhe, K wie Künstliche Intelligenz (AI-Hub in Karlsruhe)

Teil 5: Zu Besuch in Europas größtem IoT-Hub (Smart Systems Hub Dresden)

Teil 6: Digital-Reiseland Deutschland: Mit Start-ins zu mehr Innovationen (Digital Hub Logistic Dortmund)

Teil 7: Vom Banken-Viertel zur Fintech-Metropole (Fintech Hub Frankfurt)

Teil 8: früher Knödel-Labor, heute Insurtech-Brutkasten (Insurtech Hub München und Köln)

Teil 9: Sectechs aus der Wissenschaftsstadt (Cybersecurity Hub Darmstadt)

Teil 10: Vom historischen Buchhandelszentrum zur Smart City (Smart Infrastructure Hub Leipzig)

Foto: Getty Images / holgs