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That‘s Our Edge: Wieso Nachhaltigkeit für Unternehmen Trumpf ist

, 18. Januar 2021

Lesezeit: 4 Minuten

That‘s Our Edge: Wieso Nachhaltigkeit für Unternehmen Trumpf ist

Gutes tun und damit im Wettbewerb erfolgreich sein: Das funktioniert. Nachhaltigkeit entwickelt sich für immer mehr Unternehmen zu einem wichtigen Wettbewerbsvorteil. Dafür gibt es handfeste ökonomische Gründe, die nichts mit Marketing zu tun haben.

Soziales Engagement, Umweltschutz, Corporate Responsibility – lange Zeit schrieben sich vor allem Marketingabteilungen das Thema Nachhaltigkeit mit seinen verschiedenen Facetten auf die Fahne, oder es wurde als Teil des Unternehmenspurpose definiert.

Doch seit einigen Jahren wandelt sich das massiv. Die Strategen und betriebswirtschaftlichen Rechner entdecken das Thema für sich. Sie haben erkannt, dass Nachhaltigkeit dem Unternehmen klare Wettbewerbsvorteile bescheren kann. Schon heute sieht das mehr als jeder fünfte Entscheider so, ergab eine Befragung des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag von Sopra Steria. Beim Blick auf die kommenden drei bis fünf Jahre sagt rund jeder Vierte, dass sich mit Umwelt- und Klimaschutz und „fairen“ Lieferketten gegenüber der Konkurrenz punkten lässt. Natürlich spielt das positive Image, mit dem nachhaltige Unternehmen beim Kunden punkten können, dabei eine Rolle. Doch es gibt daneben auch eine Reihe weiterer gewichtiger Faktoren für den Sprung auf den Öko-Zug. Drei davon sind diese:

  • Nachhaltigkeit ist gut für die Marge: Es mag zunächst kontraintuitiv klingen. Doch Unternehmen, die sich Regeln für mehr Nachhaltigkeit auferlegen, schneiden beim Vergleich wirtschaftlicher Kennzahlen besser ab als jene, die darauf verzichten. Das hat eine Studie der Landesbank Baden-Württemberg ergeben. Die durchschnittliche EBIT-Marge ist bei einem besonders nachhaltig agierenden Unternehmen demnach um drei Prozent höher als bei der weniger nachhaltig vorgehenden Konkurrenz. Das erklärt sich unter anderem damit, dass Nachhaltigkeit im Bereich der Energie kurzfristig zwar mit höheren Investitionen, mittel- und langfristig aber oft mit geringeren Kosten einhergeht. Ähnlich verhält es sich beispielsweise beim Materialverbrauch. Nachhaltiges Wirtschaften ist – zumindest in der langfristigen Perspektive – immer ein Effizienzprogramm.
  • Nachhaltigkeit senkt Risiken: Mehr Stürme, eine Zunahme extremer Regenfälle und größere Hitzewellen – der Deutsche Wetterdienst rechnet damit, dass wir uns auf solche Szenarien infolge des Klimawandels werden einstellen müssen. Extremwetter sind für Unternehmen vor allem eines: Risiken. Und zwar Risiken, die bislang oft noch unzureichend in den Büchern vieler Unternehmen abgebildet werden. Die Ratingagentur Standard & Poor’s hat für den US-Markt beispielsweise errechnet, dass 60 Prozent der Unternehmen, die im S&P 500 gelistet sind, vom Klimawandel bedrohte Assets besitzen – also unter anderem Produktionsanlagen, Immobilien, Ackerland, die zerstört werden könnten. Neben solchen physischen Risiken sehen sich Unternehmen nach Einschätzung der BayernLB auch Transformationsrisiken ausgesetzt. Dabei handle es sich um Risiken, „die sich ergeben, wenn vor allem die Politik das Ziel einer dekarbonisierten Wirtschaft erreichen will, beispielsweise durch Einführung einer CO2-Steuer oder durch die Ausweitung und Verschärfung des Emissionshandels“. Eine dritte Risikokategorie, bei der sich Unternehmen mit dem Fokus auf mehr Nachhaltigkeit Vorteile erarbeiten, sind mögliche Haftungsrisiken. Besonders prominent ist in dem Zusammenhang der Fall des peruanischen Bauern Saúl Luciano Lliuya, der gegen das größte deutsche Energieunternehmen RWE geklagt hat. Der Ausgang ist offen. Doch warnt unter anderem Union Investment, dass Climate Litigation – also die Klagen für das Klima – an Bedeutung gewinnen.
  • Nachhaltigkeit ist europäisch dominiert: Mit ihrem Green Deal strebt die EU bis 2050 das klimaneutrale Europa an – und fördert damit Innovationen in genau diesem Bereich. Auf der internationalen Bühne können hiesige Unternehmen damit punkten. ESG-Kriterien – also Nachhaltigkeitskriterien im ökologischen und sozialen Bereich – spielen auch auf dem Finanzmarkt eine immer stärkere Rolle und bestimmen zunehmend mit über die Frage, wie sich Unternehmen an den Kapitalmärkten finanzieren können. Derzeit ist Europa im Vergleich zum Rest der Welt in Führung gegangen, wenngleich die USA unter einem Präsidenten Joe Biden aufschließen dürften. Für Europas Unternehmen bietet die Zeit bis dahin Chancen, Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil gegenüber nichteuropäischen Unternehmen für sich zu nutzen. Die Formel aus einem Blog Post von 2016 gilt heute noch: “Wer ökonomisch vorne dabei sein möchte, muss künftig auch ökologisch fit sein.

Unternehmen, die auf Nachhaltigkeit setzen, können somit gleich in vielerlei Hinsicht punkten – sie fördern Innovationen und Effizienz im eigenen Betrieb, positionieren sich als Vorreiter auf internationalen Märkten und sichern sich gegen eine Vielzahl von Risiken ab. Einen solchen Green Deal werden künftig mehr Unternehmen für sich anstreben und Marketingbegriffe wie Green Banking, Greensurance und Green Production zu handfesten Geschäftsmodellen ausbauen.

Foto: Getty Images / Andriy Onufriyenko