Heute ist Internationaler Tag der Umwelt. Ein guter Anlass, auf die klimaschützenden Möglichkeiten der Digitalisierung hinzuweisen. Die IT verbraucht zwar selbst viel Strom, mehr noch ist sie jedoch ein Schlüssel, wie wir Ressourcen schonen können. Darum dieser Appell, die Möglichkeiten digitaler Technologien sinnvoll gegen Verschwendung und für den Schutz der Umwelt einzusetzen.
2018 war das regenärmste Jahr seit der Aufzeichnung der Wetterdaten. Entsprechend mitgenommen sah der Rasen in unserem Garten aus. Ein gelbbrauner Teppich, in dem scheinbar kein grüner Halm mehr lebte. „Ob es in diesem Jahr wieder so heiß wird?“, frage ich meine Frau beim Abendessen mit der Familie. Worauf meine Tochter auf unser selbstauferlegtes Bewässerungsverbot zu sprechen kam, weil die Vorräte in der Zisterne aufgebraucht waren. „Es ist doch blöd, aus Rücksicht vor der Umwelt ein paar Liter Wasser zu sparen!“ Erst kürzlich haben die Achtklässler in ihrer Schule über Umweltthemen recherchiert: Deutschland hat Wasser im Überfluss. Jährlich können wir hierzulande auf knapp 190 Milliarden Kubikmeter Wasser zurückgreifen. Nur ein Bruchteil der Regenmenge kommt in den Haushalten an. Das meiste Wasser versickert als Grundwasser in den Boden und geht zurück in den Wasserkreislauf. Aber nur wenn es genug regnet. Genau darin liegt ja das Problem für unseren Garten.
Umweltschutz mithilfe der Digitalisierung beflügeln
Ich denke unweigerlich daran, wie der Schutz der Umwelt mit den Möglichkeiten der Digitalisierung beflügelt werden kann. Künstliche Intelligenz gegen Verschwendung, smarte Apps gegen zerstörerischen Überfluss, oder mit Datenseen gekoppelte Ampelsysteme gegen den Verkehrsinfarkt. Natürlich ist mir eine Denkweise sympathischer, die den Genuss dem Verzicht vorzieht. Matthias Horx, der als einflussreichster Trend- und Zukunftsforscher im deutschsprachigen Raum gilt, meint, dass wir das Wetter ständig mit dem Klima verwechseln, und die Zufallseffekte mit Kausalitäten. Wir haben allen Grund zum Ökooptimismus, wenn wir den rasanten technischen Fortschritt (Die Digitalisierung) für sinnstiftenden Umweltprojekte einsetzen. Es muss nicht immer um den Verzicht gehen, sondern um die effiziente Nutzung der vorhandenen Ressourcen mit modernen Werkzeugen der Informationstechnologie.
Konkret geht es um klimaschonende Alternative zu Alltagsthemen, die Realität geworden sind:
Energie und Wohnen
Dank moderner IT sind wir heute in der Lage, Energie richtig zu verteilen, zu speichern und zu vernetzen. So steckt in fast jedem Wohnhaus ein verschwenderisches Kraftwerk, das mehr Energie erzeugen kann, als es verschwendet. Mit Smart-Home-Technologien stellt sich zum Beispiel die Heizung ab, wenn wir das Haus verlassen. Die Waschmaschine startet, wenn der Strom günstig ist. Die Räume werden durch Sensoren temperiert. Aufgeheizte Außenwände leiten überschüssige Energie zurück in den Wärmespeicher. Die häusliche Unterhaltungselektronik mahnt uns täglich, wie viele Euro wir im Stand-by-Modus zum Fenster hinauswerfen. Dazu Matthias Horx: „Ein solches Haus zu bewohnen, erzeugt eine ganz andere Beziehung zur Umwelt.“
Verbrauchen und Ernährung
„Weltweit leiden inzwischen mehr Menschen an Über- als an Mangelernährung.“ schrieb eine große überregionale Zeitung unlängst in ihrer Sonntagsausgabe. Die größten Klimasünder beim Essen sind: Zucker, Fett und billig produziertes Fleisch. Wohlstandsnationen leiden an einem Überfluss an Kalorien, wobei ein großer Teil davon einfach verdirbt. Wer die Intensivierung der Landwirtschaft als Sachzwang darstellt, liegt daher falsch. Vielmehr sind es intelligente IT-Lösungen, die die Aufmerksamkeit der Verbraucher wecken, wie satellitengestützter IT-Systeme, mit denen Bauern in Afrika die Effizienz von Bewässerung und Düngung ihrer Felder verbessern. Oder die Licht-Ideen von Osram, die in vertikalen Farmen mit deutlich effizienterem Energie-Einsatz bewirtschaftet werden sollen.
Auch Microsoft ist in Sachen Umweltschutz aktiv, mit dem Earth Lab: Experten aus Geowissenschaften, Data Science, Forstökologie, Produktdesign, Biotechnologie, Klimaforschung oder Künstliche Intelligenz haben im Februar 2019 in Berlin 42 innovative Ideen für die Erde entwickelt.
Grüne Punkte für den Umwelt-Punktekatalog 2019
Die Industrie beutet die Sammelneigung der Deutschen längst als gewinnbringendes Werbekonzept aus. Es ist höchste Zeit, neben Payback-Punkten, Flugmeilen und Rabattmarken im Supermarkt auch „auf den grünen Punkt“ zu kommen, und Ökopunkte zu sammeln. Mit Hilfe flächendeckender Informationskanäle (sprich: Smartphone-Apps) sind wir heute in der Lage, alle Menschen über ihren persönlichen Beitrag zum Umweltschutz aufzuklären. Aus den Umwelt-Bußgeldkatalogen der Bundesländer muss ein einheitlicher Umwelt-Punktekatalog 2019 werden. Nicht Strafen sollen im Vordergrund stehen, sondern das bewusst ökologische Verhalten, mit dem schönen Nebeneffekt des Sammelns von Umweltpunkten.
Wir müssen einen Wandel forcieren, der persönlich bewusstes Umweltverhalten unter Einsatz moderner Informationstechnologie und nachhaltiger politischer Umweltentscheidungen zusammenführt.
Matthias Horx konstatiert: „Die postfossile Sanierung unseres Planeten braucht eine gesellschaftliche Mehrheit, die Lust auf Zukunft macht. Ökologie und Ökonomie. Technik und Natur. Fortschritt und Schönheit. Das geht. Wetten?“