Digitale Exzellenz
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Green Finance: Mit IoT und Blockchain zur nachhaltigen Geldanlage

, 16. Mai 2022

Fotocredit: © eleonora galli

Lesezeit: 5 Minuten

Green Finance: Mit IoT und Blockchain zur nachhaltigen Geldanlage

Wäre Green Finance eine Aktie, bekäme sie mit Sicherheit eine „Buy“-Empfehlung. Immer mehr Anlegerinnen und Anleger suchen nachhaltige Investments und Bestätigung, dass ihr angelegtes Geld etwas Gutes bewirkt. Banken und andere Finanzdienstleister sind hier gefordert zu liefern. Als gute Verbündete der Branche entpuppen sich digitale Technologien wie das Internet der Dinge (IoT), Künstliche Intelligenz (KI) und Blockchain.  Sie helfen, damit Depots der Kunden grüner werden.

Nachhaltigkeit ist aus der Finanzindustrie nicht mehr wegzudenken. Das zeigt auch unsere Marktanalyse zum digitalen Investieren. Nichts fragen die Kunden der Banken und Brokerhäuser stärker nach, geht es um Wertpapiere und Geldanlagen. Mit dem ESG-Label allein ist es beim Thema Green Finance aber meist nicht mehr getan. Das sogenannte Impact Investing gewinnt an Bedeutung – und Anbieter im Wertpapierhandel planen daher zunehmend, ihr Produktportfolio entsprechend auszurichten.

Fehlende Daten und viele offene Fragen

Digitale Technologien spielen dafür eine wichtige Rolle. Schließlich geht der Wunsch der Verbraucher, das eigene Geld in nachhaltige Kapitalanlagen zu investieren, mit einem gesteigerten Bedarf an Transparenz einher. Kunden schauen gezielt, welchen CO2-Ausstoß eine konkrete Wertanlage hat und wie sich Assets unter ESG-Gesichtspunkten entwickeln. Sie wollen auf dem Laufenden bleiben, welchen konkreten Beitrag Investitionen beim Erreichen der Nachhaltigkeitsziele leisten. Gleichzeitig hat die EU mit dem Green Deal und der EU-Taxonomie den Bedarf an Daten zur Nachhaltigkeit zuletzt massiv erhöht. Brüssel strebt das klimaneutrale Europa an. Um dieses Ziel zu erreichen, ist es wichtig zu verstehen, wo der Kontinent derzeit überhaupt steht –  und wie Banken mit Green Finance helfen können, den Status quo zum Positiven zu verändern.


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In der Realität müssen sich Anleger, die sich mit der Nachhaltigkeit ihrer Geldanalage auseinandersetzen, meist händisch und mühsam durch die Nachhaltigkeitsberichte der jeweiligen Unternehmen kämpfen, deren Qualität oft aus vielerlei Hinsicht nicht überzeugt. Es beginnt bei der Qualität der verwendeten Daten und reicht bis hin zur fehlenden Einheitlichkeit bei den Messstandards. Banken wiederum sind auf Daten ihrer Kunden angewiesen, um Kennzahlen wie die Green-Asset-Ratio korrekt ausweisen zu können, mit denen die Kreditinstitute das Verhältnis von nachhaltigen und nicht-nachhaltigen Assets künftig offenlegen müssen.

Mehr Nachhaltigkeit durch Digitalisierung

Aufgebautes Know-how im Umgang mit KI, IoT und Blockchain können sich nun auszahlen – und das in mehrerlei Hinsicht. Produktionsanlagen lassen sich mit IoT-Sensoren ausstatten, so dass sich verlässlich ermitteln lässt, wie sie arbeiten, wann sie wie viel Energie verbrauchen und welche Emissionen dabei auftreten. Über die Distributed-Ledger-Technologie lassen sich diese Daten sicher und dezentral hinterlegen. Die Betreiber wie auch Banken oder Anlagefonds können so jederzeit auf die Informationen zugreifen und sie in ihren Trading-Lösungen verwerten.

Dieser Ansatz lässt sich gezielt für erneuerbare Energien nutzen. Die Ausgabe von Green Bonds – also nachhaltiger Anleihen – lässt sich auf diese Weise an die Klimaperformance selbst komplexer Portfolios koppeln, die sich von Geldgebern in Echtzeit nachvollziehen lässt. Durch den KI-Einsatz ist es möglich, nur den Status quo zu dokumentieren und Entwicklungspfade für dessen Climate-Footprint, Schwachstellen des Portfolios sowie mögliche Wechselwirkungen aufzuzeigen.

Neue Assetklassen durch Tokenisierung

Eine weitere Möglichkeit kommt noch hinzu: Mithilfe der Blockchain-Technologie lassen sich neue Anlageklassen schaffen. Das Stichwort in diesem Zusammenhang lautet Tokenisierung.  Gemeint ist die Digitalisierung und anschließende Aufteilung von Eigentumsrechten.

Normalerweise können Privatanleger nur dann direkt in Windkraftanlagen investieren, wenn ihnen sehr viel Kapital zur Verfügung steht. Für viele Kleinanleger kommen solche Investitionen daher regelmäßig nicht in Frage. Sie erwerben stattdessen meist eher Anteile an einer Gesellschaft, die ihrerseits Besitzerin oder Betreiberin der entsprechenden Windkraftanlage ist. Doch selbst in diesen Fällen ist oftmals noch ein nicht unerheblicher Kapitaleinsatz notwendig. Die Tokenisierung bietet dazu eine Alternative. Sie erlaubt es, die Eigentumsrechte an der Anlage in kleinste Anteile zu zerlegen und diese digital zu handeln. Kostspielige Intermediäre entfallen.

Banken können auf diese Weise der Mehrheit ihrer Kunden den Zugang zu bislang verschlossenen Assetklassen eröffnen. Das erhöht einerseits die Menge des Geldes, das sich für ökologisch nachhaltige, aber kapitalintensive Lösungen einsetzen lässt, es erlaubt aber auch den Kunden der Finanzdienstleister ihr Geld jenseits von ESG-zertifizierten ETFs zu investieren. Windkraftanlagen sind in dem Zusammenhang nur ein Beispiel von vielen. Auch Wälder lassen sich tokenisieren. Das Start-up Smart Forest beispielsweise hat sich der Tokenisierung von Bäumen verschrieben, ähnlich verhält es sich bei Econos.

An den angerissenen Szenarien lässt sich ablesen: Wer mehr Nachhaltigkeit möchte, hat mit digitalen Technologien einen wertvollen Verbündeten und kann gleichzeitig seinen Kundeninnen und Kunden Mehrwerte bei der Geldanlage bieten. Das ist umso wichtiger, da Nachhaltigkeit kein Trend mehr ist, sondern der neue Standard, der in alle Lebensbereiche hineinspielt – und als Anforderung gekommen ist, um zu bleiben. Das Wohlstandswachstum in Asien, der zunehmende Ressourcen-Mangel sowie der Wandel des Klimas und die jeweiligen Folgen werden uns sowohl mittel- als auch langfristig begleiten.