Die erfolgreiche Erfassung und Auswertung von Daten sind ebenso unerlässlich, wie das Erkennen ihrer Wirkung aufeinander, um die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen umzusetzen. Doch dafür ist zweierlei gefragt: der Einsatz von Smart Data sowie eine neue Form der Kooperation zwischen der Politik, Behörden, den Bürgerinnen und Bürgern privaten Unternehmen.
Noch neun Jahre bleiben Zeit – bis dahin will die Weltgemeinschaft die Sustainable Development Goals (SDG) umsetzen. Doch das bedeutet auch: Es braucht die passenden Daten und deren gezielten Einsatz. Der Erfolg vieler Ziele, die mit den SDG definiert worden sind, hängt maßgeblich von den Entscheidungen kommunaler Akteure ab. Wenn aber für Bundes-, Landes-, Stadt- oder Kommunalverwaltungen in einem föderalen System wie der Bundesrepublik die notwendigen Informationen nicht zur Verfügung stehen, dann ist die Umsetzung vieles – aber nicht effizient oder zielgerichtet.
Im globalen Maßstab potenziert sich dieses Problem, zumal das Ausmaß der Datenlücken erheblich ist. Nach jüngsten Angaben der Vereinten Nationen liegen für vier der 17 Ziele vergleichbare Daten von weniger als der Hälfte der beteiligten 194 Staaten vor. Eine vollständige Datenabdeckung ist bei keinem einzigen Ziel gegeben. Dass die SDG zudem äußert heterogen sind, mehrdimensional, universelle Gültigkeit besitzen und die angestrebten Ziele, deren Erreichen die Daten dokumentieren sollen, sogar im Widerspruch zueinander stehen, kommt erschwerend hinzu.
Daten, Daten und noch mehr Daten
Die gute Nachricht ist: Die verfügbare Menge an Daten steigt von Tag zu Tag – und sie können die traditionellen Statistiken und Messungen nicht nur ergänzen, sondern ermöglichen völlig neue Ansätze des Reportings. Allein im vergangenen wurden nach Schätzungen von IDC mehr als 59 Zettabytes an Daten erzeugt, kopiert, gespeichert und verarbeitet.
Durch die wachsende Zahl mobiler Geräte, die verschiedenste Standortdienste nutzen, stehen auch immer mehr räumliche sowie zeitliche Informationen zur Verfügung, die bei der Vermessung der Welt und der Erfassung ihres Zustandes von besonders großer Bedeutung sind. Die Verbreitung von Smartphones, vernetzten Fahrzeugen und dem Internet der Dinge sorgt ebenfalls für eine Fülle von Daten, die sowohl hinsichtlich ihres Ausmaßes als auch ihrer Qualität einen wichtigen Beitrag bei der Erreichung der Nachhaltigkeitsziele spielen können. Hinzukommen Daten und Informationen aus Social Media sowie von Aufnahmen von Drohnen und Satelliten.
Die Daten sind also vorhanden. Es braucht jedoch auch Möglichkeiten, sie zu interpretieren, sie in Form von Kenngrößen greifbar und zueinander vergleichbar zu machen. Hier kommt die Künstliche Intelligenz (KI) ins Spiel. Im Juni 2020 hat das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) das Kompetenzzentrum KI für Umwelt und Nachhaltigkeit ins Leben gerufen – kurz: DFKI4planet. Ein Projekt, an dem das DFKI arbeitet, hört dabei auf den Namen „Marine Perception“. Es erfasst den Plastikmüll in asiatischen Flüssen. Dafür nutzen die Forscher multispektrale Bilddaten von Drohnenflügen aus Kambodscha, Myanmar sowie von den Philippinen und bestimmen mithilfe eines künstlichen neuronalen Netzwerkes die Menge sowie auch die Zusammensetzung des gefundenen Mülls. Damit unterstützen sie die lokalen Behörden bei der Müllvermeidung.
Smart Data und die Rolle der Hyperscaler
Schon länger ist auch die Google Earth Engine im Einsatz. Die Plattform des Suchmaschinen-Riesen hat in der Vergangenheit unter anderem bereits die Kartierung der Wälder Mexikos ermöglicht oder die Abholzung im Amazonas-Regenwald dokumentiert. In einem Projekt nutzt die University of Maryland die Earth Engine, um Waldverluste und -zuwächse weltweit zu verfolgen.
Microsoft hat im vergangenen Jahr den Startschuss für den Planetary Computer gegeben, der nicht weniger leisten soll, als Wissenschaftlern und der Politik die Möglichkeit zu geben, die Umwelt im globalen Maßstab zu überwachen und datengesteuerte Entscheidungen zu treffen. Der Planetary Computer bietet Nutzern eine Vielzahl von Datensets – Luftaufnahmen sind dabei, Klimadaten oder Daten zu Gewässern.
Der nächste Schritt
Zurück auf die Mikroebene Bundesrepublik Deutschland: Die öffentliche Verwaltung steckt hierzulande mitten in der digitalen Transformation – für das Erreichen der Klimaziele ein immens wichtiger Baustein. Wichtig dabei ist aber, den Fokus nicht nur auf die digitalen Services als Output zu legen, sondern ebenso auf den Input – und die offenen Schnittstellen, die vielfältigste Verknüpfungen der öffentlichen Verwaltung mit verschiedensten Datendienstleistern ermöglichen.
Letztere sind ebenso vonnöten wie der Zugriff auf gewaltige Rechenressourcen, um all diese Daten sinnvoll erfassen und verarbeiten zu. Cloud-Technologien und Open Data übernehmen dabei eine Schlüsselrolle. Gelingt die Kooperation von öffentlichen und privaten Akteuren und lässt sich eine sinnvolle Arbeitsteilung etablieren, kann uns das auf dem Weg zum Erreichen der Nachhaltigkeitsziele einen großen Schritt voranbringen.
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