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Bank 5.0 – dank Quantencomputer bald Realität?

, 15. April 2019

Lesezeit: 4 Minuten

Bank 5.0 – dank Quantencomputer bald Realität?

Während Blockchain als Game Changer der Finanzbranche gehandelt wird, sind Quantencomputer davon noch weit entfernt. Doch was wäre, wenn wir die nächste Finanzkrise mithilfe von Quantencomputern vorhersagen und abwenden könnten? Brauchen wir in der Zukunft überhaupt noch Banken? Hier einige Denkanstöße, wie sich die Rolle der Geldinstitute durch Quantencomputer verändern könnte.

Quantencomputer könnten im Finanzwesen zukünftig eine Schlüsselrolle einnehmen. Das liegt an der Tätigkeit von Banken: Für die richtigen Entscheidungen sind sowohl qualitative als auch quantitative Informationen ausschlaggebend. Risikomanagement, Entdecken neuer Geschäftsmöglichkeiten im Markt und die Optimierung eines Portfolios sind wesentliche Bankaufgaben mit dem Ziel, die Zukunft bestmöglich vorherzusagen. Dafür kommen verschiedene Methoden zum Einsatz, etwa Optimierungsmodelle bei Portfolios, Monte-Carlo-Simulationen für das Risikomanagement sowie maschinelles Lernen in Form neuronaler Netze und Deep Learning für weitere Vorhersagen.

Banking lebt von Prognosen

All diese Methoden haben jedoch Grenzen: Die zur Verfügung stehenden Datenmengen sind im Zeitalter von Big Data größer, als sie die aktuellen Auswertungsverfahren überhaupt abbilden können. Wie wir in einem vergangenen Beitrag der Blogreihe gezeigt haben, sind die Zukunftsperspektiven der klassischen Rechner in Hinsicht auf neue Rechenkapazität aufgrund der begrenzten Wirtschaftlichkeit stark beschränkt. Quantencomputer haben deshalb ein großes Potential, genauer und effizienter denn je zu arbeiten und somit zur zukünftigen Wettbewerbsfähigkeit beizutragen.

Dies zeigt sich am Beispiel der Monte-Carlo-Methode. Im Banking kommt sie bei der Simulation von Unsicherheiten finanzieller Objekte zum Einsatz. Um ein möglichst genaues Ergebnis zu erzielen, bedarf es oftmals einer riesigen Anzahl an Simulationen. Diese sind mit klassischen Rechnern nicht zu realisieren. Dafür werden sogenannte Quantum-Amplitude-Estimation-Algorithmen für Quantencomputer entwickelt. Diese laufen quadratisch schneller als die aktuell verwendeten Algorithmen auf gewöhnlichen Computern, was letztendlich zu präziseren Ergebnissen führt.
Der Idealfall wäre, wenn diese leistungsstarken Quantencomputer mit ihren Rechenkapazitäten künftig dabei helfen, sich anbahnende Finanzkrisen vorherzusagen oder sogar zu vermeiden. Theoretische Erwägungen und Berechnungen waren bereits erfolgreich und müssen sich noch in der Praxis bewähren.

Die Bank der Zukunft

Die Möglichkeiten des Quantencomputers verbessern jedoch nicht nur die Methoden, sie ziehen sich durch das breite Angebotsportfolio von Banken und bieten hier große Einsparpotenziale und Qualitätssteigerungen. Dazu zählt die zuverlässigere Betrugserkennung. Optimierte Algorithmen für Quantencomputer helfen der Bank von morgen, Wirtschaftskriminalität vorzubeugen. Indikatoren für Betrugserkennung können mithilfe von Quantenrechnern schneller und präziser identifiziert werden.

Zudem können die Zukunftsrechner ein individuelleres und sich selbst optimierendes Investmentportfolio durch einen Robo Advisor erstellen sowie für ein verbessertes Hochfrequenz-Trading sorgen. Durch die zahlreichen Zwischenzustände ist der Quantenrechner in der Lage, viele Prozesse deutlich schneller und genauer durchzuführen als klassische Computer. Somit können zum Beispiel Berechnungen für den Hochfrequenzhandel von Wertpapieren beschleunigt werden. Finanzmarktakteure mit Quantencomputern hätten somit einen Vorteil gegenüber Akteuren mit klassischen Rechnern. Die Kopplung KI und Quantenrechnern wird darüber hinaus noch genauere Ergebnisse zur Entscheidungsunterstützung im Trading liefern.

Sicherheit: Risiko und Lösung zugleich

Banken sollten die Quantencomputerentwicklung auch aus sicherheitstechnischen Gründen genau verfolgen. Die Rechner gelten als die Code-Knacker der Zukunft. Viele kryptographische Verfahren und auch die Blockchain-Technologie basieren auf Public-Key-Verschlüsselungsverfahren, die von Quantencomputern geknackt werden könnten. Gerade Banken, für die der Schutz von sensiblen Kundendaten und des Zahlungsverkehrs geschäftskritisch ist, müssten hier nachziehen und neue Verfahren entwickeln. Der Quantencomputer kann hier selbst zur Lösung werden. Die neue Technologie ermöglicht Quanten-Kryptographie. Gemeint sind Verfahren, die sowohl für gewöhnliche als auch quantentechnologische Computer nahezu unknackbar wären.

Die Rolle der Geldinstitute

Technologien wie Quantencomputer mit ihrem revolutionären Potential werden somit das Finanzwesen verändern. Sie werden die Wettbewerbsfähigkeit maßgeblich beeinflussen. Künftig wird es mehr denn je darauf ankommen, welche Bank die besten Algorithmen für ihre Portfolio-Optimierungen nutzt, welche Bank es am besten schafft, ihre Angebote für die breite Masse an Kunden zu individualisieren, und welche Bank die höchsten Sicherheitsstandards besitzt.
Viele Branchenvertreter befürchten, die Bank als Personengeschäft könnte durch neue Technologien, nicht nur Quantencomputer, zunehmend in den Hintergrund geraten. Fest steht, dass sie eine Wende einleiten, die viele bisher manuelle Tätigkeiten in Banken redundant werden lässt. Dennoch: Ungeachtet dieser Transformation werden Banken aufgrund ihrer gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Finanzfunktionen wichtig bleiben. Daran werden auch Supercomputer auf absehbare Zeit nichts ändern.

Teil 1 der Blogreihe: Quantencomputer jetzt auf dem Technologieradar haben.
Teil 2 der Blogreihe: Quantencomputer vom physikalischen Traum in die Realität
Teil 3 der Blogreihe: Der Quantencomputer – das nächste Wirtschaftswunder?

Vielen Dank an Marc Sommer, der diesen Beitrag als Co-Autor mit verfasst hat.

Foto: Getty Images / Photographer is my life.