Vergangene Woche war Girls’Day, aber es gibt noch mehr Möglichkeiten, junge Mädchen – und Jungen – für IT-Berufe zu begeistern. Kolleginnen und Kollegen von Sopra Steria trafen sich an einem Wochenende mit lernwilligem IT-Nachwuchs. An zwei Tagen organisierten die Consultants drei unterschiedliche Programmier-Workshops – zugeschnitten für Kinder und Jugendliche. Ihr Fazit: In puncto digitale Kompetenz in Deutschland gibt es viele vielversprechende Talente, die gefördert werden wollen.
Die Kurse fanden in Kooperation mit der Hacker School statt. Die Organisation verfolgt das Ziel, Kinder und Jugendliche im Alter zwischen elf und 18 Jahren an IT-Berufe und das Programmieren heranzuführen. Unternehmen und andere Organisationen können sich daran beteiligen und eigene Lernsessions auf die Beine stellen. Die Beraterinnen und Berater von Sopra Steria füllten das Kursprogramm mit drei Online-Workshops:
- Kreative Webgestaltung: UX/UI-Design & HTML
- Das Web in 3D mit HTML & Javascript
- Gaming CodeCombat mit Javascript & C++
17 Kinder und Jugendliche zwischen elf und 16 Jahren folgten dem Aufruf und verbrachten ein Wochenende im Online-Klassenzimmer. Mehr Jungs als Mädchen schalteten sich dazu. Organisationen wie die Hacker School oder Formate wie der Girls’Day der Initiative D21 wollen das ändern und mehr Mädchen für so genannte MINT-Fächer und -Berufe begeistern.
Genauso wichtig ist, dass sich Unternehmen einbringen. Bei Sopra Steria hatten Luise und Damaris, zwei Beraterinnen, zunächst einen Kurs privat gegeben, um die Hacker School kennenzulernen. Das lief super. Im Anschluss haben sie weitere Kolleginnen und Kollegen für die Idee gewinnen können: „Wir hatten den Wunsch, uns auf dem Gebiet zu engagieren. Wir sind irgendwann in unseren Schul- und Ausbildungsweg selbst darauf gekommen, dass IT und Programmieren eine spannende Sache ist. Diese Begeisterung möchten wir an Kinder und Jugendliche so früh wie möglich weitergeben“, sagt Damaris Lieb.
In Zweierteams zur eigenen Website
Nach der üblichen Icebraker-Kennenlern-Session wurde es schnell fachlich. Kurze Theorieeinheiten – im CodeCombat-Kurs beispielsweise über Schleifen, Variablen und Methoden – wechselten sich mit der direkten Anwendung des Gelernten in Zweiergruppen ab.
So erarbeitete sich der IT-Nachwuchs Stück für Stück unter anderem die erste eigene Webseite , lernte, wie die User Experience bei der Erstellung berücksichtigt und Wireframes zur Planung genutzt werden.
Noch mehr Respekt, was in Remote-Schulklassen geleistet wird
Die Workshops liefen komplett remote ab. Für die praktische Teamarbeit standen den Schülerinnen und Schülern eigene so genannte Breakout-Räume zum Probieren zur Verfügung. Ihre Lehrerinnen und Lehrer mussten durch das Online-Format mehr erklären, konnten weniger zeigen. Dadurch wuchs der Respekt vor dem Remote-Schulalltag. „Es ist aufwändiger, wenn man nicht gemeinsam vor einem Bildschirm sitzt und Fehler im Code nur mündlich erklären kann, wo beispielsweise eine schließende Klammer fehlt. Zudem ist es im Präsenzunterricht leichter zu erkennen, wenn Teilnehmende nicht mitkommen oder nicht mehr konzentriert sind – online haben zum Beispiel einige ihre Kameras aus –, man kann dann besser auf sie eingehen“, sagt Luise Schneider aus dem Team. Weitere Erfahrungen, die die IT-Coaches aus dem digitalen Unterricht mitnehmen:
- Vorbereitende Arbeiten, für die man sonst Flipcharts oder Tafeln verwenden kann, müssen durch Alternativen ersetzt werden.
- Es gibt auch Vorteile, beispielsweise die Überbrückung von Entfernung: Man erreicht Kinder und Jugendliche aus ganz Deutschland. Im Prinzip kann jede oder jeder teilnehmen. Rücksichten auf Anreisezeiten fallen weg.
- Ein weiterer Vorteil: Die Ergebnisse lassen sich leicht per Screen Sharing teilen
Eine andere Herausforderung der Workshops ist, die Kinder mit ihren unterschiedlichen IT-Vorkenntnissen abzuholen, so dass sich niemand überfordert fühlt oder sich langweilt. Ein Schüler hatte beispielsweise schon mit Java programmiert, andere waren absolute Beginner. „Wir hatten bewusst einen großen Praxisanteil. Die Teilnehmenden konnten viel frei arbeiten. Damit konnte jeder sein eigenes Tempo bestimmen, Spaß haben und schnell Erfolge erzielen“, so Martin Roos.
Als Erfahrung nehmen die Programmier-Coaches mit: Digitale Kompetenzen sollten auf jeden Fall so früh wie möglich gefördert werden. „Es ist beeindruckend, wie schnell Kinder zum Teil Dinge erfassen und wie viele eigene Ideen sie auch einbringen“, sagt Melanie Bauer. Für Schulen und andere Bildungsanbieter, aber auch Unternehmen, sehen sie die Aufgabe, spezielle Formate zu entwickeln, die Kinder erreichen, die nicht aus technikaffinen Familien kommen. „Programmieren sollte alle erlernen können, die das möchten“, so Max Heyne.