Noch immer sind Frauen eine Minderheit in den sogenannten MINT-Berufen. Dabei haben sie das Computerzeitalter maßgeblich vorangetrieben. Um das Gender-Gap in den technischen und naturwissenschaftlichen Berufen endlich zu schließen, braucht es starke Vorbilder und ein Ende der Rollenklischees. Der Girls’Day kann dazu einen wichtigen Beitrag leisten.
Der Weg ins Computerzeitalter begann mit außergewöhnlichen Frauen, darunter zum Beispiel schon im 19. Jahrhundert Ada Lovelace, die als erste Programmiererin der Geschichte gilt. Zu den Pionierinnen der Digitalisierung gehören auch Jean Jennings, Betty Snyder, Ruth Lichterman, Marlyn Wescoff, Frances Bilas und Kay McNulty. Die sechs Programmiererinnen waren für den Erfolg von ENIAC verantwortlich – den ersten elektronischen und turingmächtigen Universalrechner der Welt. Die Namen der sechs Frauen sind allerdings für viele Jahre in Vergessenheit geraten.
Über Jahrzehnte hinweg war Programmieren eine Frauen-Domäne und galt dabei als anspruchsvoll und monoton zugleich. Heute wird die IT hingegen als eine von Männern dominierte Branche wahrgenommen – und nicht nur sie. Der Frauenanteil in den sogenannten MINT-Berufen lag zuletzt bei gerade einmal 15,5 Prozent. Das ist nicht nur gesellschaftlich eine fragwürdige Entwicklung, sondern auch in ökonomischer Hinsicht fatal. Schließlich fehlen der deutschen Wirtschaft Fachkräfte in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) zählte zuletzt fast 470.000 offene MINT-Stellen.
Wir sollten Vorbilder schaffen und Möglichkeiten aufzeigen
Wie lässt sich dieser Gender Gap in den Naturwissenschaften also schließen? Wir müssen Vorbilder schaffen und Erfolge sichtbar machen! Die sechs Programmierinnen von ENIAC sind dafür ein gutes Beispiel. Weibliche Forscherinnen und Führungskräfte verändern diese Welt Tag für Tag. Es wird Zeit, alte Rollenklischees und geschlechterspezifische Stereotype zu überwinden. Das beginnt mit Annahmen à la „Jungs sind einfach besser in Mathe“, die im Kindesalter vermittelt werden, nicht den Tatsachen entsprechen und sich dennoch hartnäckig halten.
Mädchen sind genauso schlau wie Jungen – oder sogar ein bisschen mehr
Australische Forscherinnen und Forscher haben vergangenes Jahr eine umfassende Analyse für die Noten von 1,6 Millionen Schülerinnen und Schülern sowie Studierenden erstellt. Tatsächlich schneiden über alle Altersstufen hinweg die Mädchen im Durchschnitt besser ab als die Jungen – auch in den MINT-Fächern.
Dass sie dennoch seltener in gut bezahlten IT- und naturwissenschaftlichen Berufen arbeiten, könnten wiederum die Ergebnisse einer Sonderauswertung der PISA-Studie erklären. Demzufolge glauben 15-jährige Mädchen nämlich sehr viel weniger an die eigenen Talente als gleichaltrige Jungen. Starke Vorbilder können dazu beitragen, das zu ändern. Außerdem sollten wir anschaulich vermitteln, was Technik alles leisten kann und wie sie über unsere Zukunft entscheidet – vom Kampf gegen den Klimawandel bis hin zur digitalen Revolution in der Medizin. Begeisterung ist nämlich noch immer der größte Garant für Erfolg.
Girls’Day: Praktische Einblicke in spannende Berufe
Der diesjährige Girls’Day bietet für all das eine großartige Möglichkeit. Mehr als 8.000 Unternehmen und Einrichtungen ermöglichen spannende, bisweilen ungewöhnliche Einblicke in Berufe mit Technikbezug. Auch Sopra Steria ist dabei und präsentiert seine dafür entwickelten Projekte zum dritten Mal der Kanzlerin bzw. dem Kanzler. Die Schülerinnen lernen Ausbildungsberufe und Studiengänge in IT, Naturwissenschaft und Technik kennen und begegnen Frauen, die in den angeblichen Männerberufen erfolgreich sind.
Eine von ihnen ist meine Kollegin Caroline Gath. Gemeinsam mit ihrem Team hat sie für die Auftaktveranstaltung zum Girls’Day ein Drohnen-Projekt auf die Beine gestellt, das Mädchen die faszinierenden Möglichkeiten dieser Technologie vor Augen führt. Von solchen Vorbildern, solchen Projekten und dieser Begeisterung, die der Girls’Day weckt, braucht es in Deutschland noch sehr viel mehr. Und wir müssen von ihnen erzählen!
Drohnenprojekt von Sopra Steria beim Girls’Day 2022
Naturkatastrophen wie das Jahrhunderthochwasser 2021 treiben Einsatzkräfte an ihre Grenzen. Wegen des Klimawandels werden wir solche Ereignisse häufiger erleben. Das wirft die Frage auf: Wie schützen wir Opfer und Helfende zukünftig besser?
Smarte Ideen und Technologien wie Robotik und Machine Learning können Teil der Antwort sein. Drohnen oder Roboter können bei Überschwemmungen und Waldbränden dank 5G-Adhoc-Netzen wertvolle Lageinformationen liefern und nach Opfern suchen.
Deshalb ist es so wichtig, MINT-Berufe wie Elektronikerin, Data Scientist, Geologin, Physikerin und Fachinformatikerin zu fördern. Und Softwareentwicklerinnen: Ohne sie funktioniert keine digitale Lösung im Katastrophenmanagement. Das schützt Leben und Gesundheit der Rettungskräfte, die den Opfern schneller und gezielter helfen können.
Die Schülerinnen lernen am Stand von Sopra Steria dieses spannende wie gesellschaftlich wichtige Berufsfeld kennen. Wir kombinieren mit ihnen den Einsatz von Drohnen im Katastrophenschutz mit den Möglichkeiten von Künstlicher Intelligenz (KI).
Die Mädchen durchlaufen am Stand von Sopra Steria mehrere Stationen:
- Sie schreiben Code zum Navigieren der Tello-EDU-Drohne am Handy oder PC und testen ihn anschließend in einem geschützten, lärmisolierten Raum.
- Anschließend programmieren die Mädchen einen lernenden Algorithmus, mit dessen Hilfe Opfer in Katastrophengebieten gefunden werden.
Die entwickelte Bilderkennungs-KI wird von den Mädchen mithilfe der Drohnenkamera und Testobjekten erprobt.