Corona gilt ja allgemein als Katalysator der Digitalisierung. Wir fragen uns, ob das bei Plantcube, unserem neuen Fundstück, auch der Fall ist. Dieser vollautomatische Gewächsschrank spricht Digital-Fans und die boomende Hobbygärtner-Community gleichermaßen an – und das Konzept Vertical Farming in einer Zweiraumwohnung sollte zumindest für Großstädter funktionieren.
Datengetriebenes Gemüse und urbaner Kräutergarten für Menschen ohne Balkon. Das ist die Geschäftsidee von Plantcube, gefunden bei World of Food. Dahinter steckt das Start-up Agrilution, an dem Miele beteiligt ist. Hinter einer Glastür wachsen auf mehreren Gewächsschranketagen Schnittlauch, Basilikum, frische Salate, diverse Gemüsesorten und andere Microgreens. Klima, Bewässerung und Licht werden digital gesteuert.
Cloud-Daten als Schlüssel zu einer gesunden Ernährung
In den Saatmatten und der gesamten Technik steckt somit einiges an digitaler Exzellenz. Anweisungen, wann und wie der Inhouse-Kräuter- und Gemüsegarten gewässert und geerntet wird sowie die kleine Farm gewartet, bekommen Frischkostenthusiasten automatisiert von einer Smartphone-Software. Alle zwei Monate muss der Tank gereinigt werden und die herausnehmbaren Teile landen in der Spülmaschine. Hier wird somit die App zum Gärtner gemacht.
Jeder Plantcube-Nutzer ist darüber hinaus Teil eines Data-Analytics-Zukunftsprojekts. Sämtliche Daten zum Wachstumsprozess der Pflanzen laufen in einer Cloud-Umgebung zusammen und werden ausgewertet. Die Erkenntnisse aus den Daten fließen in die Verbesserung der Konzepts Vertical Farming und Ideen für eine gesündere Ernährung, so die Gründer.
Gutes Timing für Vertical Farming
Agrilution existiert bereits seit 2013, seit Ende 2018 gibt es erste Produkte zu kaufen. Zugegeben, ein Kräutergarten für rund 3.000 Euro ist eher ein Produkt für gutverdienende Städter, ähnlich wie beim Fitness-Spiegel Vaha. Doch sowohl der Lockdown als auch der neue grüne Boom sollten noch einmal wie ein Dünger für das Geschäft wirken. Zahlen vom Verband ivg sprechen dafür.
Das Timing passt somit. Und das nicht nur für den Verkauf der Plantcubes: Der Markt für Vertical Farming könnte insgesamt profitieren von den aktuellen Rahmenbedingungen, nachhaltiger zu wirtschaften und dafür digitale Technologien zu nutzen. Digitale Kräuterfarmen, direkt bei den Supermarktketten, sollen künftig den klimaschädlichen Import reduzieren. Vielversprechende Piloten wie das des Berliner Start-ups Infarm gab es schon 2019. Das Bayer-Startup Unfold konzentriert sich mit seinem Vertical-Farming-Engagement zudem auf die Optimierung von Saatgut. Daten aus der Agrilution-Cloud könnten sie sicher gut gebrauchen.
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