Digitale Exzellenz
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Sichere Messenger-Kommunikation in der öffentlichen Verwaltung ist möglich

, 17. Juni 2021

Lesezeit: 4 Minuten

Sichere Messenger-Kommunikation in der öffentlichen Verwaltung ist möglich

Regierungen und die öffentliche Verwaltung benötigen neue Kommunikationsdienste. Die aktuellen sind nicht mehr zeitgemäß. Die Herausforderung besteht darin, vertrauenswürdige und sichere Dienste zu finden, die zudem noch die Arbeit der Mitarbeitenden der Verwaltung erleichtern und die Erwartungen einer Messenger-Generation an eine Ad-hoc-Kommunikation erfüllen. Das Gespräch mit Matthew Hodgson von Element beim diesjährigen GOVTech-Gipfel macht Mut, dass sich hier bald etwas tun wird.

Öffentliche Verwaltung und Regierungen in Deutschland sind, was Kommunikation betrifft, nicht unbedingt das Paradebeispiel für Digitalisierung und Modernität. Im privaten Bereich sieht das jedoch anders aus: Wer im öffentlichen Dienst arbeitet, ist es gewohnt, über Messenger wie WhatsApp oder Telegram zu kommunizieren, genauso wie die Kunden von Behörden. Es reicht nicht mehr SMS und E-Mails als Kommunikationsmittel anzubieten, wenn die Nutzer andere Dienste kennen, nutzen und sogar präferieren. Deshalb muss auch die öffentliche Verwaltung mit der Zeit gehen und ihre informelle und Ad-hoc-Kommunikation den heutigen Bedürfnissen und Erwartungen ihrer Kundinnen und Kunden anpassen.

Sicherheit und Usability schließen sich nicht aus

Die Sache hat jedoch einen Haken, nämlich Sicherheit. Es ist kein Geheimnis, dass gängige Plattformen wie WhatsApp Probleme des Datenschutzes mit sich bringen, weshalb sie für die öffentliche Verwaltung ungeeignet sind. Die gute Nachricht ist aber, dass sich Messenger-Dienste weiterentwickelt haben. Es gibt mittlerweile adäquate und zukunftsweisende Alternativen. Diese Messenger sind mit starker Verschlüsselung ausgestattet, bieten aber trotzdem WhatsApp-basierte Vorteile wie geschlossene Gruppenchats zwischen Behörden und Bürgern. Sicherheit und Usability schließen sich somit nicht aus.

GOVTech-Gipfel 2021: Diskussion zu sichererer Kommunikation per Messenger in der öffentlichen Verwaltung.
GOVTech-Gipfel 2021: Diskussion zu sichererer Kommunikation für Regierungen und öffentliche Verwaltung.

Messenger-Dienste können so die perfekte Ergänzung zu schon etablierten Kollaborationslösungen sein, beispielsweise das „Intranet des Bundes“ oder cloudbasierte Web-Arbeitsplätze für den öffentlichen Sektor, wie sie gerade entstehen. Aber auch die Kommunikation mit Bürgern und Unternehmen lässt sich mit Chat- und Messenger-Diensten verbessern. Formale Anforderungen können auch mit flexiblem und sicherem Messaging erreicht werden. Es braucht keine überformalisierten Prozesse mehr, um den Auftrag aus dem Onlinezugangsgesetz (OZG) zu erfüllen. Nils Hoffmann, der Moderator der Paneldiskussion, brachte es auf den Punkt: „Ich mag die Idee, einfach meiner Behörde eine kurze Nachricht per Messenger zu schicken und damit einen Prozess anzustoßen.“

Und: Der Schritt vom Messenger zur Bot-Kommunikation ist nicht weit. Denkbar ist, dass virtuelle Assistenten beim Ausstellen (temporärer) Zutrittsausweise zu Behörden behilflich sind und so solche Prozesse teilautomatisieren. Die Integration von Anwendungssoftware oder IoT zu erlauben, ist ebenfalls realistisch.

Open Source kann die Lösung sein

Open-Source-Lösungen können auf dem Gebiet der sicheren und zeitgemäßen Kommunikation in der Verwaltung eine relevante Rolle spielen. Sie bieten den Vorteil, dass sich mit ihnen Messenger-Dienste offen und flexibel gestalten und mit anderen Lösungen verbinden lassen. Verwaltungen können je nach Zielgruppe unterschiedliche Kommunikationsdienste mit Folgeprozessen aufbauen – für die Government-to-Citizen-Kommunikation oder die Government-to-Company- oder Government-to-Government-Kommunikation.

Mathew Hodgson von Element betonte die extreme Flexibilität. Durch die Offenheit lassen sich je nach Anforderung variable IT-Architekturen und Sicherheitsniveaus und Compliance-Anforderungen abbilden – selbst innerhalb einer Behörde. Zudem machte er deutlich, was die Alternativen zu Open Source wären: Plattformen wie MS Teams oder Slack, die alle Schnittstellen zu Datencentern in den USA besitzen, wo Daten nicht end-to-end-verschlüsselt sind.

Open-Source-Anbieter stoßen somit aus gutem Grund wieder auf offene Ohren in der öffentlichen Verwaltung in Deutschland. Bundesländer wie Hamburg und Schleswig-Holstein setzen wieder vermehrt auf Open-Source-Softwaretechnologien, und auch die Bundesregierung bringt eine neue Open-Source-Strategie auf den Weg.

Aus dem Blickwinkel der Sicherheit ist das ein positives Signal, denn wenn die Mechanismen der Datenverschlüsselung und des Daten-Routings transparent sind, steigt das Sicherheitsniveau deutlich. Und das Vertrauen: Denn Sicherheit betrifft nicht nur geschützte Datenströme, sondern auch die Zusicherung selbstständigen Handels und unabhängiger Entscheidungen. Nicht umsonst werden kritische Infrastrukturen, wie beispielsweise die Einsatzleitsysteme der Feuerwehr, auf Basis von Open-Source-Komponenten entwickelt. Sie sind daher ein wichtiger Faktor und der Schlüssel für vertrauenswürdige und sichere Kommunikation der Zukunft.

Über den GOVTech-Gipfel

Der GovTech Gipfel verbindet die deutsche und europäische GovTech-Szene mit dem öffentlichen Sektor. Die besten technologischen Innovationen für Staat und Verwaltung werden hier vorgestellt und den Entscheidungstragenden aus Bund, Ländern und Kommunen zugänglich gemacht. In den Diskussionsformaten ging es u.a. um Cloud-Ökosysteme, digitale Kompetenzen, Gamification in der Verwaltung, GovTechs im Rahmen der OZG-Umsetzung und um die Bedeutung von Open Source.

Die Paneldiskussion gibt es in voller Länge HIER. Man muss sich kurz registrieren, um sich die Aufzeichnung anschauen zu können.


Bild: Getty Images / Karl Tapales