Der Albtraum vieler Sommerurlauber: an den Pool kommen und keine freie Sonnenliege mehr finden. Denn: Alle Bräunungslager sind bereits seit den frühen Morgenstunden mit einem Handtuch reserviert. Der Tourismuskonzern Thomas Cook begegnet dem Problem mit digitaler Exzellenz: Der Online-Service „Meine Sommerliege“ soll den Kampf der Handtuch-Reservierer beenden.
Der Service, gefunden auf der Website von Thomas Cook, startete im vergangenen Jahr das Sonnliegen-Geschäft. Über „Meine Sommerliege“ können Kunden der Veranstaltermarken Thomas Cook Signature, Neckermann Reisen und Öger Tours ihre Wunschliegen bereits vor Urlaubsbeginn online auswählen und reservieren. Dafür bekommen sie einige Tage vor Abreise eine E-Mail mit einem Link zur Reservierungsseite. Es öffnet sich ein Lageplan des gebuchten Hotels und Reisende können die gewünschten Plätze mit einem Klick auswählen.
Datengetriebener Service rund um die Sonnenliege
Das Prinzip funktioniert ähnlich wie das Reservieren von Sitzplätzen im Flugzeug oder der Bahn. Neben den Sonnenliegen sind auch die Pool-Anlagen sowie Restaurants und Bars im Plan vermerkt. Als Zusatzleistung gibt der Reiseanbieter seinen Gästen weitere Daten mit auf den Weg, um die richtige Wahl der Liege zu treffen. So wird über einen Kompass angegeben, zu welcher Tageszeit die Urlauber wo mit Schatten und wo mit Sonne rechnen können. Der Spaß kostet pro Liege und Aufenthalt 25 Euro. „Meine Sommerliege“ ist allerdings kein end-to-end digital konzipierter Service. Das Hotelpersonal kennzeichnet die reservierten Plätze mit einem Papier- oder Plastikschild und einem Handtuch.
Dennoch zeigt dieser Dienst: Digitale Mehrwerte kommen auch im Sonnenliegen-Geschäft an. Für viele Urlauber löst sich damit eines der größten Sommer-Ärgernisse. Neben der Thomas Cook Gruppe bieten weitere Anbieter Vorab-Buchungen an, beispielsweise der Camping Platz Porto Felice in Italien. Dort können Camper auf Wunsch ihre Traumliege am Strand buchen. In Scharbeutz an der Ostsee können Strandkörbe bereits online gebucht werden – allerdings bislang ohne Lageplan. Auf der Buchungs-Plattform Plazz sind gleich mehrere Strände gelistet. Die dazugehörige Software stellen Anbieter wie Book my Sunbed bereit.
Nächster Schritt: IoT-Sonnenliege
Digitale Lagepläne mit Sitzplatzreservierung sind in der Tourismusbranche noch recht neu und das Potenzial für weitere Mehrwerte nicht ausgeschöpft. Um das Geschäftsmodell noch digitaler zu gestalten, könnten Anbieter die passende App zum Service anbieten, in der auch spontane Umbuchungen sowie Ab- und Anmeldungen möglich sind – ähnlich wie bei Restaurant-Plattformen wie Open-Table. Ein weiterer Schritt wäre, die Hardware – die Sonnenliege – in bester Internet-of-Things-Manier mit dem Online-Buchungstool zu verknüpfen. Reservierungen ließen sich so in Echtzeit und automatisiert aktualisieren. Voraussetzung ist eine neue Generation von Sonnenliege, die mit Bluetooth- oder WLAN-Schnittstellen ausgestattet ist.
Dieser Fortschritt ließe auch neue Abrechnungsmodelle zu, beispielsweise Minuten- oder Stundenpakete. Displays, angebracht an der Liege, zeigen an, wie lange und für wen Stuhl, Strandkorb, Schirm und Liege reserviert sind. Wenn alle Plätze besetzt sind, wäre es für Suchende ebenfalls interessant zu sehen, bis wann die Liegen noch vergeben sind.
Weitere mögliche Mehrwertdienste sind Online-Lagepläne per App für Urlauber, die im Vorfeld nicht über das Portal gebucht haben. Außerdem könnten an Stränden ohne Buchungssystem Sensoren in den Sonnenliegen verbaut werden. Diesen messen, ob die Liege besetzt ist. Wenn dies nach einer bestimmten Dauer, zum Beispiel zwei Stunden, nicht der Fall ist, wird sie wieder freigegeben. Der Handtuch-Besetzer verliert seinen Anspruch.
Online-Service im Tourismus ausbauen
Ob man die Sonnenliege online buchen kann oder nicht. Der Trend zu immer digitaleren Urlaubsreisen ist nicht mehr von der Hand zu weisen. Die Digitalisierung des Tourismus ist für viele Konzerne eine große Chance, für neue Mehrwerte zu sorgen und Preise zu rechtfertigen. Von der Reise-Idee bis zur Buchung wird vieles bereits mit dem Smartphone gemacht. Es ist sinnvoll, die Produkte immer weiter für diese Zielgruppe zu optimieren.
Die Ferienhochburgen an Nord-und Ostsee legen derzeit für die Generation Smartphone die nötige Grundlage: Im Ostseecamp Graal-Müritz wird daran gearbeitet, fünf Hotspots direkt am Strand zu installieren. Sie wollen Urlaubern und Anwohnern gleichermaßen kostenloses Internet beim Sonnenbaden bieten. Auch in Wyk auf Föhr kann nicht nur im Wasser, sondern auch am Strand gesurft werden.
In diesem Sinne wünschen wir all unseren Lesern eine schöne Urlaubszeit!
Foto: Getty Images / clubfoto