Eine analoge öffentliche Verwaltung hat bei den Bürgerinnen und Bürgern in Deutschland eine geringe bis keine Zukunft. Acht von zehn der für unser Digitale Government Barometer befragten Menschen wären sogar bereit, alle Behördengänge online zu erledigen, wenn das ginge. Die aktuellen Angebote werden allerdings kaum genutzt. Das sieht nach einem klassischen Akzeptanzproblem aus. Gäbe es den Portal-Verbund schon, wäre das Bild womöglich ein anderes.
Eine stärkere Koordinierung der zahlreichen Einzelmaßnahmen als Grundlage für die Schaffung eines flächendeckenden, dienstleistungsorientierten und leistungsstarken E-Government-Angebots. So lautete 2017 die zentrale Botschaft im Evaluierungsbericht zum Regierungsprogram Digitale Verwaltung 2020. Wenn das gelänge, bestünden gute Chancen, dass die deutschen Bürgerinnen und Bürger mittelfristig das digitale Angebot der öffentlichen Verwaltung als deutlich fortschrittlicher wahrnähmen.
Fakt ist: Ein Jahr später wurde bereits einiges geschafft, dennoch lässt der Durchbruch bei der Wahrnehmung auf sich warten. Das hat einen Grund: Dafür sind einfach noch zu viele Vorarbeiten im Gange, die in der Bevölkerung nicht sichtbar sind. Das Onlinezugangsverbesserungsgesetz, der von der Regierung erteile Digitalisierungsauftrag, ist nur 14 Prozent der Bürginnen und Bürger bekannt. Nur die wenigsten wissen somit, das da mit dem Portalverbund, Nutzerkonten für Bürger und Unternehmen und dem Vernetzen von zahlreichen IT-Systemen auf Bundes-, Länder und Kommunalebene vieles im Hintergrund läuft, was für einen digitalen Föderalismus zwingend notwendig ist.
Mehr Transparenz und Information ist gefragt
Nur abwarten, bis der Portal-Verbund steht, ist allerdings keine gute Lösung: Eine aktuelle Hausaufgabe ist daher ein verstärktes Informieren und Erklären des Fahrplans und der erreichten Meilensteine. Das sollte auf Kanälen passieren, die die Bevölkerung bevorzugen, und das sind nicht unbedingt nur Fachmedien und die Website des Bundesinnenministeriums. Nur wenige Bürgerinnen und Bürger werden regelmäßig Behörden-Spiegel, E-Government Computing und Kommune 21 lesen. Zudem interessiert sich die Bevölkerung nur eingeschränkt für datengetriebene Organisationsmodelle, Prozessmanagement, Strategieentwicklung und Aufgabenpriorisierung. Sie will wissen, warum sie Gebühren an Behörden nicht mit Paypal, Google oder Apple Pay sowie paydirekt bezahlen kann
Digitale Prioritätenliste
Eine weitere Aufgabe ist es, den Bürgerinnen und Bürgern genau zuzuhören, wie sie sich ihren digitalen Behördengang der Zukunft vorstellen und diese Erwartungen in die Entwicklung konkreter Bürger-Apps und Online-Dienste einfließen zu lassen. Dazu liefert die Infografik zur Studie European Digital Government einige Anhaltspunkte. Die Kernforderung lautet: Macht es einfach und medienbruchfrei. Das sind digitale Verwaltungsdienste aktuell selten. Sobald aber Angelegenheiten wie die Kfz-Zulassung komplett oder weitgehend elektronisch erledigt werden können, ist die Akzeptanz sofort größer.
Darüber hinaus geben die Bürgerinnen und Bürger klar zu Protokoll, für welche Lebenslagen sie sich als erstes Verbesserungen wünschen. Das sind vorrangig die zuständigen Stellen für Bildung, Gesundheit und die Meldebehörden, also die Verwaltungen, zu denen die Bürger häufiger Kontakt haben.
Gefragt sind somit eine verlässliche Planung und ein gutes Erwartungsmanagement von Bund, Ländern und Kommunen. Ein Mutmacher zum Schluss: Einzelbereiche der öffentlichen Verwaltung bewerten in diesem Jahr mehr Bundesbürger positiv als noch 2017. Kein Papierkram und kein stundenlanges Abtippen von Belegen durch weitere Fortschritte bei der elektronischen Steuererklärung kommen in der Bevölkerung gut an. Anerkennung findet zudem die Nutzung schneller digitaler Kommunikationskanäle und Analysemethoden bei der Polizei. An diesen Best-Practice-Beispielen lässt sich anknüpfen.
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