Die Bundesregierung hat sich mit der Digitalen Agenda ein bürgerfreundliches, digitales Deutschland zum Ziel gesetzt, in dem Bürgerinnen und Bürger sämtliche Verwaltungsvorgänge digital erledigen können. Die digitale Transformation wird von der deutschen Bevölkerung jedoch kritischer bewertet als in anderen europäischen Ländern. Für viele Deutsche darf es gerne deutlich digitaler zugehen in der öffentlichen Verwaltung – am liebsten sehr schnell.
Sopra Steria hat in diesem Jahr wieder den Digitalisierungsfortschritt in vier Ländern aus Sicht der Bürger abgefragt. Heraus kam: In Deutschland stuft weniger als jede/r zweite Bürger die digitale Entwicklung in der öffentlichen Verwaltung als fortschrittlich ein. Im Vergleich mit Frankreich, Großbritannien und Norwegen sehen die Deutschen den Prozess der Digitalisierung in ihrem Land besonders kritisch. Die Ergebnisse zeigen auch, dass ein deutlicher Wunsch nach mehr Online-Diensten in der öffentlichen Verwaltung besteht: 85 Prozent der befragten Bürgerinnen und Bürger würden sogar eine volldigitalisiere Verwaltung unterstützen.
Quelle: Infografik zum European Digital Government Barometer 2017
Frustfaktoren bei digitalen Behördengängen
E-Government soll das Leben erleichtern, Flexibilität, Einfachheit und Transparenz gewährleisten. Derzeit sind jedoch nur 43 Prozent der befragten Deutschen zufrieden mit den derzeitigen Online-Diensten der öffentlichen Verwaltung. Als Frustfaktoren bei digitalen Behördengängen gelten vor allem komplizierte Prozesse, die schwierige Auffindbarkeit von Webseiten und umständliche Statusverfolgungen bei Anfragen. Länderübergreifend wünschen sich die Bürgerinnen und Bürger, dass sie Daten nur noch einmal eingeben müssen, beispielsweise über ein zentrales Bürgerkonto.
Breites Vertrauen in Daten- und Informationssicherheit der öffentlichen Verwaltung
Es gibt es allerdings auch Lob der Bevölkerung für das E-Government in Deutschland: Es herrscht ein breites Vertrauen in die Daten- und Informationssicherheit der öffentlichen Verwaltung: Rund 70 Prozent der Deutschen sehen ihre personenbezogenen, digitalen Daten bei den Behörden in guten Händen, Tendenz steigend. Dennoch besteht bei Teilen der Bevölkerung eine generelle Scheu, Daten über das Internet preiszugeben. Jeder zweite Bürger in Deutschland äußert Bedenken Online-Dienste der öffentlichen Verwaltung zu nutzen, aus Angst vor Fremdzugriffen auf Daten über den eigenen Computer, Mobiltelefon oder Tablet.
Das zeigt: Öffentliche Verwaltung und die Politik müssen nicht nur ihre eigenen IT-Systeme genügend schützen, sondern parallel die Bürgerinnen und Bürger beraten und mit Lösungen ausstatten, damit diese mehr Vertrauen in die Sicherheit der Internetkommunikation insgesamt schöpfen. Nur wenn die gesamte digitale Strecke zwischen Bürgerinnen und Bürgern und Behörden sicher ist, werden die künftigen Online-Dienste auch genutzt.
Quelle: Infografik zum European Digital Government Barometer 2017
Klarer Auftrag der Bevölkerung: Digitalisierung mit Hochdruck vorantreiben
Trotz der Kritik am digitalen Fortschritt: 81 Prozent der Deutschen sehen die Regierungen auf Bundes- und Landesebene im Prinzip auf dem richtigen Weg mit ihren angeschobenen Maßnahmen zur Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung. Es gibt damit ein breites Bewusstsein, dass sich etwas getan hat. Das deckt sich mit der Wahrnehmung der Bundesregierung:
“Wir haben einiges erreicht und einiges noch zu tun….”
…sagte Bundesminister des Innern, Dr. Thomas de Maizière, zum Evaluierungsbericht 2016 zum Regierungsprogramm Digitale Verwaltung 2020 vor dem Deutschen Bundestag am 17. Mai 2017.
Der Bericht zeigt, dass tatsächlich zahlreiche Weichen gestellt wurden, beispielsweise die Verknüpfung der Verwaltungsportale des Bundes, der Länder und Kommunen in einem Portalverbund sowie die Bereitstellung interoperabler Bürger- und Unternehmenskonten. Bürgerinnen und Bürger sollen damit zukünftig mit einem einmalig eingerichteten Konto alle Verwaltungsdienstleistungen auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene nutzen können sowie u.a. Nachrichten versenden und Statusauskünfte zum Stand des jeweiligen Verfahrens abrufen können.
Die Evaluierung verdeutlicht jedoch auch den Bedarf an einer insgesamt stärkeren Koordinierung der zahlreichen Einzelmaßnahmen als Grundlage für die Schaffung eins flächendeckenden, dienstleistungsorientierten und leistungsstarken E-Government-Angebots. Wenn das gelingt, bestehen gute Chancen, dass die deutschen Bürgerinnen und Bürger mittelfristig das digitale Angebot der öffentlichen Verwaltung als deutlich fortschrittlicher wahrnehmen. Wie sich der Trend entwickelt, wird sich im nächsten Digital Government Barometer im Jahr 2018 zeigen.