Digitale Exzellenz
Digitale Exzellenz

Digitale Verwaltung benötigt Identität der Dinge

, 29. Mai 2017

Lesezeit: 3 Minuten

Digitale Verwaltung benötigt Identität der Dinge

Wie sieht er aus, der Behördengang der Zukunft? Fest steht: Anders als heute. Die digitale Zukunft auf der einen Seite, verstaubte Verwaltungsleistungen auf der anderen Seite. Das passt nicht zueinander. Wer möchte noch zur Behörde gehen, Formulare ausfüllen, unterschreiben oder Papierdokumente hin und her schicken? Anstelle der Verwaltungsleistungen werden zukünftig Services erbracht. Einige Gedanken, wie digitale Verwaltung in Zukunft aussehen kann. Ein Gastbeitrag von Martina Knierim, Unternehmensberaterin und Expertin für Digital Government.

In der digitalen Servicewelt hat nicht nur ein Bürger oder ein Unternehmen eine digitale Identität. Da ist beispielsweise auch Platz für die digitale Identität eines Autos, die mit mir kommuniziert. Das Auto meldet sich, wenn es zum TÜV muss. Wenn ich umgezogen bin, fragt es mich, ob es umgemeldet werden soll. Der Vorgang wird dann durch den Bürger nur noch digital bestätigt und die Änderung wird im digitalen Fahrzeugschein dokumentiert.

Auch der Führerschein wird digital. Er wird dann in einer App auf dem Smartphone gespeichert. Für eine Urlaubsreise wird er bei der Mietwagenfirma als digitaler Nachweis eingesetzt. Oder der Urlaubsreisende erteilt der Mietwagenfirma bei der Online-Bestellung eine entsprechende Freigabe zur elektronischen Einsichtnahme.

Blockchain in Ghana

Es gibt Länder, die in diese Richtung denken: Ghana hat bereits digitale Identitäten für Grundstücke geschaffen. Mit BenBen steht ein komfortabler Service für die Verwaltung von Grundstücken bereit. Bürger können sich dort über ein Grundstück informieren, Auskünfte aus einem digitalen Register erhalten, Eigentümer werden, Darlehen beantragen. Auf dem verteilten System greifen unterschiedliche Parteien zu: Bürger, die Behörde für Grundstücksverwaltung, Banken, so dass Eigentum schnell und einfach erworben werden kann. Blockchain-Technologie macht’s möglich.

Weiteres Beispiel ist Dänemark. Dort ist mit Digital Post die Nutzung eines digitalen Postfachs seit Ende 2014 verpflichtend. Behörden übersenden ihre Nachrichten und Bescheide an den Bürger nur noch elektronisch. Der Bürger wird per E-Mail oder SMS über Posteingänge benachrichtigt. Der Versand in Papierform wurde damit zum Auslaufmodell.

Behördengänge der Zukunft erfolgen digital und vernetzt, Services papierlos und ortsunabhängig. Eigentum wie das eigene Auto oder Grundstück erhalten eine Identität, die Auskunft geben kann und notwendige Leistungen erkennt und einfordert. Eine schöne Vorstellung, für die wir in Deutschland noch einige Hürden nehmen müssen. Die gute Nachricht: Wichtige Grundlagen für mehr Vernetzung und Interoperabilität in der Verwaltung sind geschaffen worden. Bund und Länder wollen ihre Bürgerkonten zukünftig interoperabel gestalten. Somit kann sich jeder Bürger mit einem einmal eingerichteten Konto für die Nutzung von Verwaltungsleistungen auf allen Ebenen identifizieren.

Foto: Getty Images / zmeel