Gerade auf kommunaler Ebene wird E-Government und Bürgerservice so richtig konkret und innovativ. Beispiele aus Deutschland sind die Parkbank mit Handyladestation in Köln und eine Integrations-App für Menschen mit Flucht- oder Migrationshintergrund in verschiedenen Gemeinden. Steve Knights, ein Kollege aus Großbritannien, hat sich im Konzern von Sopra Steria nach weiteren innovativen Digital-Anwendungen für öffentliche Einrichtungen umgeschaut. Hier seine Top 5.
Pack ‘n’ school – der vernetzte Schulranzen
Das Schulwesen tut sich hierzulande ja noch etwas schwer beim Thema digitale Transformation: Ein Projekt aus Frankreich zeigt, wo die Reise hingehen kann. Digitalisierung hilft Schulen und Schülern, den Tag zu planen. Ein kleines Gerät, eingebaut in die Schultasche, wird mit dem digitalen Stundenplan in der Cloud vernetzt. Morgens prüft das Gerät den Inhalt der Tasche und sorgt dafür, dass die Schüler sämtliche Bücher und Unterlagen für den heutigen Unterricht dabei haben. Die Lösung unterstützt Lehrer, ihren Unterricht effizienter zu gestalten. Sie können früher beginnen, wenn alle Schüler alle Lernmaterialien sofort parat haben.
Drohne als Bauinspektor
Der Einsatz von Drohnen als zivile Luftunterstützung bei Projekten wird immer ausgereifter. Ein weiteres Team aus Frankreich hat ein Inspektionsmodul entwickelt, das sich für eine Reihe von Aufgaben in der Kommunalverwaltung nutzen lässt. Das Modul wird auf einer Drohne montiert und erkennt selbstständig Abweichungen von Plänen. Über eine Software scannt die Lösung beispielsweise aus der Luft Bauvorhaben und vergleicht in Echtzeit, ob alle Arbeiten gemäß der Blaupausen umgesetzt wurden. Das Gebäude-, Straßenbau und Autobahnmanagement ließe sich auf diese Art besser steuern und die Ressourcen wirtschaftlicher einsetzen.
Gamifaktion im Umweltmanagement
Kollegen aus Spanien haben ein Spiel entworfen, das Kommunalverwaltungen beim Thema Recycling unterstützt. Es soll dabei helfen, das Umweltbewusstsein in der Bevölkerung für den Faktor Gamification zu stärken und mehr Menschen animieren, beim Recycling mitzumachen. Die Bürger können das Spiel Green World allein, mit Freunden, Familie oder Nachbarn spielen. Die Teilnehmer werden für die Recycling-Häufigkeit und die Menge ausgezeichnet. Gesammelt Punkte können in Belohnungen umgewandelt werden. Das Green-World-Spiel bietet einen neuen Weg für die lokale Verwaltung, Recycling- und Klimaziele zu erreichen.
In Echtzeit Wasserverschmutzung aufdecken
Um besseres Umweltmanagement durch Digitalisierung geht es auch bei einem Projekt in Indien: Ein Echtzeit-Monitoring-System ermöglicht Behörden die automatisierte Kontrolle der Wasserqualität. Die Lösung besteht aus einer Software sowie einem Netzwerk von Sonden. Die Sonden werden direkt an den Stellen platziert, an denen Fabriken ihre Abwässer in Flüsse einleiten. Sie messen die Qualität des Wassers, bevor es in die Hauptkanalisation gelangt. Die Daten werden mit gespeicherten Normen verglichen. Bei Verletzungen gegen definierte Grenzwerte schlägt das System Alarm. Diese Innovation verbessert die Prüfroutinen von Umweltdienstleistungen und unterstützt die Strafverfolgung bei Umweltdelikten.
Connected Cow als Vorläufer digitaler Gesundheitsdienstleistungen
Eine Lösung der Agrarwirtschaft aus Großbritannien kombiniert Biometrie, das Internet der Dinge und Cloud-Technologien. Über biometrische Daten und Tracking-Technologien werden Nutztiere überwacht. Landwirte bekommen automatisiert gemeldet, wenn ein Tier krank, vergiftet oder auf beim Weiden verloren gegangen ist. Sie können so schneller reagieren, die Heilungschancen steigen.
Die Lösung lässt sich auf den öffentlichen Gesundheitssektor übertragen. Über Smart-Uhren und die gleiche Technologie können Pflegeeinrichtungen Vitalwerte von Pflegebedürftigen kontrollieren. Pfleger und Ärzte können schneller eingreifen, wenn beispielsweise Herzfrequenz oder Körpertemperatur bestimmte Grenzen übersteigen. Dies bedeutet eine effektive Hilfe für Gesundheits- und Pflegedienste.
Erfolgsmessung im E-Government nicht vergessen
Diese internationalen Beispiele sollen zeigen, wie innovativ E-Government auf kommunaler Ebene sein kann. Innovation ist allerdings kein Selbstzweck: Jede der beschriebenen Lösungen muss sich daran messen lassen, dass durch sie Verwaltungsarbeit besser und wirtschaftlicher wird. Deshalb ist es unerlässlich, dass zu jedem neuen digitalen Service die Erfolgsmessung einzuplanen. Gerade in Deutschland fehlt häufig die nötige Evaluierung der Zielerreichung. Jeder dritte Entscheider in deutschen Verwaltungen sieht hier Nachholbedarf. Das ergibt unsere Studie „Branchenkompass Public Services“. Zwei von drei bestätigen allerdings auch, dass E-Government die Dienstleistungsqualität ihrer Einrichtung verbessert hat. Digitale Innovation und Nutzen schließen sich also per se nicht aus. Der Mehrwert muss nur sichtbar und nachprüfbar sein.
Der Originaltext „How innovation can drive change in Local Government“ von Steve Knights ist im Sopra Steria UK Blog erschienen.
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