Digitale Exzellenz
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Datengetriebene Agilität: Die Sache hat Methode(n)

, 3. Mai 2017

Lesezeit: 4 Minuten

Datengetriebene Agilität: Die Sache hat Methode(n)

Internet-Start-ups sind häufig Vorbilder für etablierte Unternehmen. Sie eifern vor allem den agilen Strukturen der jungen Firmen nach. Diese datengetriebene Agilität baut auf neuen Methoden auf, die genutzt werden, um Geschäftsmodelle voranzutreiben, neue Features für Produkte zu entwickeln und Mitarbeiter zu führen. Für unsere Studie Datengetriebene Agilität haben wir in den Methodenkoffer der Start-ups geschaut und einen Überblick erstellt.

Als Mutter aller agilen Methoden für viele Start-ups gilt Build – Measure – Learn. Für jede der drei Phasen gibt es Spezialmethoden. Sie lassen sich allerdings auch nach Anwendungsfeldern gruppieren:

Methoden für datengetriebene Agilität

Methoden für „Measure & Learn“

Entscheidend für einen agilen Innovationsprozess ist das agile und systematische Lernen. Unternehmen müssen Dinge schnell ausprobieren, um ihre Schlüsse ziehen zu können. Das Wichtige dabei ist, dass die Erkenntnisse, zum Beispiel durch gesammelte Daten über Käuferströme, nicht in Exceltabellen versauern, sondern systematisch, vielleicht sogar automatisiert, wieder in den Entwicklungsprozess einfließen. Dafür haben sich diverse Methoden etabliert.

Beim A/B-Testing werden beispielsweise verschiedene Varianten einer Lösung entwickelt. Alle Varianten werden dabei umgesetzt und die direkte Aktion der Nutzer gemessen. Über Web-Analytics-Verfahren lassen sich die Nutzerinteraktionen detailliert messen und nachverfolgen. Änderungen und neue Funktionen können im Detail auf ihre Wirkung auf Verweildauer und Seitenbesuche hin untersucht werden.

Methoden für „Build“

Ein umfangreiches Methodensortiment steht Unternehmen für die agile und Entwicklung neuer Ideen, Produkte und Leistungen zur Verfügung. Besonders beliebt sind gerade Hackathons. Inzwischen wird dieses von Programmierern geprägte Format auch für die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle von Unternehmen genutzt. Unterschiedliche Personen treffen sich in einem begrenzten Zeitraum. Es geht darum, kreative Kräfte freizusetzen und schnell verschiedene Lösungsansätze und Prototypen zu entwickeln. Viele Unternehmen setzen zudem auf Microservices. Statt komplexer IT-Kolosse gibt es kleine Softwarekomponenten, die nur eine bestimmte Aufgabe erfüllen. Vorteil: Jeder Microservice kann weitgehend unabhängig von den anderen weiterentwickelt werden.

Eine schon etablierte Methode ist Scrum. Das Framework kommt mittlerweile in fast allen Wirtschaftszweigen und unterschiedlichen Abteilungen zum Einsatz. Scaled Agile Framework (SAFe) strukturiert, anders als Scrum, agile Entwicklung im großen Maßstab. Es führt neue Rollen und Aufgaben zur übergreifenden Koordination ein. In Digital Factories bündeln Unternehmen Expertise aus unterschiedlichen Teams und schaffen ein kreative Arbeitsatmosphäre. Der DevOps-Ansatz löst die häufig bestehende Grenze zwischen IT-Entwicklung und IT-Betrieb auf. Ein gemeinsames Team hat die Verantwortung für den zu entwickelnden digitalen Service.

Methode zur Steuerung von Agilität „im Großen“

Große Internet-Unternehmen wie Google und Linkedin nutzen die Methode Objectives and Key Results als Führungsinstrument. Aus der Start-up-Phase entwachsene deutsche Firmen wie Zalando und MyMuesli ebenso. Im Rhythmus von beispielsweise drei Monaten werden Ziele gesetzt, realisiert und wieder hinterfragt. Das schafft Raum für Kreativität und schnelle Entscheidungen. Gleichzeitig sorgt es für Klarheit für die Mitarbeiter und Transparenz darüber, welche Aufgaben in den kommenden Monaten wichtig sind.

Methoden für konsequente Kunden- und Serviceorientierung

Customer Centricity ist längst kein Begriff der Start-up-Welt mehr. Auch die etablierten Unternehmen arbeiten daran, wie sie konsequent aus der Sicht des Kunden denken und ihre Leistungen und Produkte nach diesen Maßstäben entwickeln. Dafür bedienen sie sich der neuer Methoden. Design Thinking ist gerade in aller Munde und wird auch von gelernten Offline-Branchen wie dem Hotelsektor schon angewendet. Die Kreativitätsmethode zielt darauf, systematisch neue Ideen zu entwickeln. Im Mittelpunkt steht dabei der Nutzen für Kunden.

Customer-Journey-Analysen gehören dagegen fast schon zum festen Repertoire, um Kauf- und Serviceprozesse zu verbessern – auch für Banken zum Beispiel. In Innovation Labs erproben Unternehmen neue Ideen auf der grünen Wiese. Die Labore betreiben nicht nur die Konzerne. Auch stark wachsende Unternehmen wollen auf diese Weise „im Herzen ein Start-up“ bleiben. Über (Lead) User Feedback etablieren sie eine Community aktiver und interessierter Kunden, die eng in den Innovationsprozess eingebunden werden – beispielsweise durch das Testen von Vorabversionen.

Ordnung im agilen Methodenkoffer schaffen

Für die Auswahl der Methoden für datengetriebene Agilität existiert noch keine übergeordnete, allgemein anerkannte Systematik. Das liegt unter anderem daran, dass zahlreiche Unternehmen erst gerade begonnen haben, Strukturen zu etablieren. Jedes Team sucht sich deshalb seine Methoden selbst aus. Das kann in großen Organisationen schnell ausufern. Um einen drohenden Flickenteppich an Methoden zu strukturieren, eignen sich zentrale Einheiten, die digitale Grundsätze etablieren.