Digitale Exzellenz
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Banken 2016: Digitale Ertragsquellen sprudeln nicht

, 31. Oktober 2016

Lesezeit: 3 Minuten

Banken 2016: Digitale Ertragsquellen sprudeln nicht

Digitalisierung ist dringlich, aber noch nicht ertragreich – dieses Zwischenfazit zieht derzeit so mancher Entscheider in deutschen Banken. Das liegt zu einem großen Teil daran, dass die Institute einfach zu viele Projekte gleichzeitig auf dem Zettel haben. Eine Infografik zur Neuauflage unserer Studie Branchenkompass Banking 2016 zeigt, dass es nicht nur digitale Prüfungen zu meistern gilt.

Wenn man sich das Pflichtenheft der Banken anschaut, wundert es nicht, dass sich digitale Euphorie noch nicht einstellen will. Zu dringlich und wichtig sind die beiden Mammutherausforderungen Regulierung und Niedrigzins. Diese Projekte reklamieren reichlich Ressourcen für sich, die die Institute liebend gerne für das Erschließen neuer Ertragsquellen aus der Digitalisierung einsetzen würden.

Und so kommt es, dass das Digitalthema notgedrungen eher halbherzig angegangen wird. Mit der Folge, dass sich die Ertragsseite der Digitalisierung bislang als schwierig erweist. Viele der jetzt neuen digitalen Bankfunktionen sind aus Kundensicht vor allem Basisfunktionalitäten, die man aus anderen Lebensbereichen als selbstverständlich kostenlos kennt und gewohnt ist. Für die Entwicklung neuer digitaler Dienste, für die Kunden auch bezahlen würden, gib es nicht genügend Kapazitäten.

Infografik: Banken 2016

Dennoch wissen die Banken, dass sie das Thema Digitalisierung nicht schleifen lassen dürfen. Dafür ist die Marktmacht einiger Fintechs inzwischen zu groß. 84 Prozent der Entscheider haben deshalb das „D-Wort“ auf ihrer Dringlichkeitsliste weit oben stehen. Beim mobilen Bezahlen wollen sich die Banken nicht das Wasser komplett abgraben lassen. Zudem gilt es, durch Big Data Analytics neues Geschäft zu erzielen. Viele Institute veredeln die eigenen Online-Filialen durch Fintech-Lösungen, oder sie setzen auf die Shareconomy – intern als Effizienzbringer durch Cloud Computing und Collaboration sowie vorne beim Kunden als Leistung in Form eigener Crowdlending- und Crowdinvesting-Plattformen.

Um nun alle relevanten Regulierungsprojekte, die Antworten auf die Minizinsen und neue digitale Erlöskonzepte parallel zu stemmen, bleibt Sparen als eine der Schlüsselherausforderungen auf der Agenda der Bankenbranche. Daran kann die Digitalisierung sogar mitwirken. Beispiel Blockchain: Viele Banken geben der Technologie große Chancen im Handel, bei der Abwicklung und der Verwaltung von Wertpapieren sowie bei Krediten, die Prozesse schneller und günstiger zu machen. Die Kehrseite der Medaille: Blockchain könnte Intermediäre im Zahlungsverkehr überflüssig machen. Banken, die im Clearing und Settlement noch aktiv sind, würden Einnahmen wegbrechen. Digitalisierung ist damit Herausforderung und gleichzeitig Lösungsansatz.

Fazit: Die große Feierlaune in den Banken wird sich nicht allzu schnell einstellen. Viel wird davon abhängen, wie erfolgreich sich die Schatzsuche nach alternativen Erlösquellen entwickelt und wie viel Kapazitäten durch eine weitere Automatisierung von Prozessen frei werden. Die werden dringend gebraucht, um Investitionen in die Digitalisierung mittelfristig auch in Erträge zu verwandeln.

Foto: Getty Images / Aluxum