Banken in Deutschland haben den Ruf, beim Thema digitale Exzellenz nicht gerade Vorreiter zu sein. Inzwischen ist die Branche ein paar Schritte weiter. Die Angebotspalette wird digitaler, und Fintechs werden nicht mehr gemieden, sondern zu Partnern erklärt. Eine Infografik zu unserer Studie Branchenkompass Banking 2017 fasst zusammen, wo Banken in puncto Digitalisierung stehen.
Eine gute Nachricht: Banken gehen die digitale Transformation systematischer an. 82 Prozent der Bankhäuser haben eine Digitalisierungsstrategie. Das klingt erst einmal nach viel. Die Kehrseite ist, dass das Thema überraschend selten Chefsache ist. Es wird nach wie vor oftmals in speziellen Projekten oder Bereichen organisiert und ist nicht bereichsübergreifend verankert. Dabei ist die digitale Transformation eine Aufgabe, die das ganze Bankunternehmen betrifft. Großbanken treiben die Digitalisierung zentral voran und gründen sogenannte Digi-Labs voran. Beispiele sind die Digitalfabrik der Deutschen Bank und HVB Innovation Lab der HypoVereinsbank.
Digitale Angebotspalette wächst
Beim Umgang mit branchenfremden Wettbewerbern gibt es ein Umdenken. Um Schritt zu halten, erfinden sich die Finanzdienstleister neu und warten mit vielen digitalen Angeboten auf. Mit Big Data, Blockchain und Robo Advisory wächst die digitale Palette. Mit Blick auf mobile Zahlungssysteme haben die Banken schnell reagiert, noch bevor sich andere Anbieter in Deutschland breit etablieren konnten. Mobile-Payment-Angebote hat die Hälfte der Institute im Angebot, rund 40 Prozent planen eigene Angebote. Sechs von zehn Banken arbeiten zudem mit Fintechs zusammen, um digitale Kompetenz aufzubauen. Einige Institute gründen sogar eigene Start-ups wie Neugelb von der Commerzbank.
Quelle: Sopra Steria Consulting: https://www.soprasteria.de/newsroom/infografiken
Interne Digitalisierung bleibt ein Knackpunkt
Für die Mehrheit der Banken ist die Integration der Kommunikationskanäle eine zentrale Voraussetzung für die Komplettdigitalisierung des Unternehmens. Dass die Branche hier nicht schon weiter ist, liegt am Dauerpatienten IT-Landschaft. Die IT-Abteilungen arbeiten derzeit am Anschlag, um auch die internen Prozesse umzustellen. Noch gibt es zu viele nichtdigitale Abschnitte innerhalb einzelner Geschäftsabläufe. Zu viele Mitarbeiter arbeiten an Routinetätigkeiten anstatt die Bank mit ihrem Know-how voranzubringen. Die Trennung von alten Kernbanksystemen bleibt ebenfalls ein Thema.
Das Fazit fällt dennoch ermutigend aus: Die Banken gehen die bekannten Herausforderungen Niedrigzins, Regulierung und härterer Wettbewerb offensiv und mit digitalen Mitteln an. Gegenüber Technologieunternehmen und Neobanken kann die Branche ein wenig Boden gut machen. Der Wille zur Veränderung ist in den Instituten spürbar. Es gibt wenig internen Protest und Widerstand gegen die digitalen Bauvorhaben. Vereinzelnd ist sogar ein Hauch von Start-up-Optimismus zu erkennen.