Digitale Exzellenz
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Mit Design Thinking zu einer besseren Regionalförderung

, 9. April 2024

Fotocredit: Getty Images

Lesezeit: 5 Minuten

Mit Design Thinking zu einer besseren Regionalförderung

Durchblick im Förderdschungel – den braucht es, um einzelne Regionen in Deutschland gezielt weiterzuentwickeln. Politik und Verwaltung suchen ständig nach neuen Ansätzen für eine Verbesserung der Regionalförderung. In zwei konkreten Projekten konnten wir zeigen, dass Design Thinking eine innovative und vor allem auch effektive Methode zur Lösungsfindung sein kann.

Design Thinking ist mehr als kreatives Brainstorming. Der Ansatz ist seit vielen Jahren in Unternehmen und auch in der öffentlichen Verwaltung bekannt und wird dafür genutzt, perspektivenoffen und dennoch strukturiert Lösungen für komplexe Probleme zu finden. Ein Aspekt von Design Thinking kommt in der Praxis jedoch immer wieder zu kurz: der partizipative Charakter der Methode und das Potenzial, gesellschaftliche Teilhabe voranzubringen. Am Beispiel Förderprogramme lässt sich gut zeigen, was die Methodik bewirken kann.


Definition Design Thinking


Regionalentwicklung in Deutschland: häufig Überforderung statt Förderung

In der Förderlandschaft in Deutschland gibt es Reformbedarf. Durch soziale, ökonomische und ökologische Raumentwicklungsprozesse – in der Politik oft unter dem Begriff „Regionalentwicklung“ subsumiert – wollen EU, Bund und Länder gemeinsam die Lebensverhältnisse insbesondere in strukturschwachen Regionen verbessern. Es gibt zu diesem Zweck mittlerweile unzählige öffentliche Fördermittel und Förderprogramme.

Das ist gut so, allerdings führt diese Vielfalt dazu, dass die potenziell Nutznießenden kaum noch durchblicken. In den Augen vieler Beteiligter krankt es an überbordender Bürokratie, Unübersichtlichkeit und wenig flexiblen, praxisfernen Förderbedingungen. Die Folge: Fördertöpfe werden nicht angezapft und strukturschwache Regionen entwickeln sich nicht derart weiter, wie sie es könnten.

Mithilfe von Design Thinking den Förderprozess erleichtern

Wie kann Design Thinking daran etwas ändern? Indem mithilfe dieser Methode die Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer von Förderprogrammen in den Mittelpunkt rücken. Die Betroffenen erarbeiten selbst ihre ideale Förderwelt und Lösungen, die für einen wirklichen Unterschied sorgen.

Stellen Sie sich beispielsweise Innovationsorte in den Kommunen vor, an denen Bürgerinnen und Bürger zusammenkommen, um gemeinsam Ideen für morgen zu entwickeln. Denken Sie zudem an Förderscouts, die aktiv auf Förderangebote aufmerksam machen und Förderinteressierte punktgenau zu den für sie passenden Fördermöglichkeiten leiten. Oder Förderrichtlinien, die so gestaltet sind, dass sie alle verstehen – auch ohne juristisches Fachwissen.

Diese schöne neue Förderwelt ist keine Utopie, sondern das Ergebnis von Design Thinking, angewendet im Projekt Better Promote und im Folgeprojekt Better Promote 2.0. Durch kreative Zusammenarbeit konnten nachdrückliche Veränderungen im Fördersystem und in der Förderberatung angestoßen werden.

Double DiamondDouble-Diamond-Ansatz der Design-Thinking-Methode

Das Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) sowie das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) haben in den beiden Projekten untersucht, wie die Regionalförderung und die Förderberatung zur Entwicklung strukturschwacher Regionen mit einer stärkeren Serviceorientierung verbessert werden können.

Das Projektteam ist dazu mit kommunalen Akteuren in den direkten Austausch getreten. Mit Design-Thinking-Elementen und einem Mix aus Verstehen, Zuhören und der anschließenden Synthese erhielt das Team tiefe Einblicke und ein Gespür für die spezifischen Bedürfnisse und Herausforderungen in der Regionalentwicklung.

Schritt für Schritt entstand ein hochauflösendes Bild der für die Nutzenden zentralen Problemfelder und Hemmnisse. Zentrale Schmerzpunkte waren

  • fehlendes Wissen über geeignete Förderangebote,
  • schwer verständliche Förderbedingungen und eine aufwändige Förderadministration sowie
  • eine unzureichende Koordinierung der Beratungsstellen untereinander.

Das entscheidende Design-Thinking-Element war die Partizipation der verschiedenen Stakeholder am Fördersystem. Die Förderinteressierten, die Umsetzenden von Förderprogrammen und die Förderberatungen haben gemeinsam Problemfelder identifiziert und definiert.


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Einfacher fördern durch KI-gestützte Fördersuche und Förderlabore

In Workshops wurden Lösungsvorschläge erarbeitet und zu Prototypen weiterentwickelt. Einer davon ist die Entwicklung eines Moduls zur KI-gestützten Suche nach Fördermitteln. Eine intelligente Lösung soll alle relevanten Förderrichtlinien aus den verfügbaren Datenbanken ableiten und sie für die Förderinteressierten aufbereiten. Die KI verbessert mithilfe eines Kriterienkatalogs laufend die Qualität der Suchergebnisse.

Workshop - RegionalförderungAbschlussveranstaltung des Projekts „Better Promote 2.0“: Teilnehmende diskutieren über Prototypen (Quelle: Julian Hohlfeld i. A. des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung)

Ein solches Modul eignet sich als Ergänzung des sich derzeit in der Entwicklung befindlichen Förderfinders. Der Förderfinder soll perspektivisch als Teil einer bundesweiten digitalen Förderplattform die Suche nach geeigneten Fördermitteln erheblich vereinfachen.

Ein weiterer Prototyp, der mithilfe der Design-Thinking-Methode entstand, sind Förderlabore. Nach Art offener Werkstätten konzipieren und erproben hier Projektumsetzende und Förderprogrammmachende gemeinsam Fördermaßnahmen. Dazu gehören das Entwerfen und Testen flexiblerer Förderabläufe. Bestehende Förderprogramme lassen sich unter Laborbedingungen verbessern, indem Maßnahmen innovativer gestaltet werden. Zudem ermöglichen die Förderlabore, dass regionale Akteure in die Entwicklung von bedarfsgerechteren und einfacheren Förderprogrammen einbezogen werden.

Partizipation durch Design Thinking

Der große Mehrwert der „Better Promote“-Projekte ist, dass durch sie ein Raum zum Austausch geschaffen wurde. Vertreterinnen und Vertreter der Förderinstitutionen von Bund und Ländern konnten direkt mit kommunalen Akteuren aus der Regionalentwicklung in den Dialog treten. Das Ergebnis:

  • ein besseres gegenseitiges Verständnis als essenzielle Grundlage, das Fördersystem aus dem Blickwinkel der Nutzenden weiterzuentwickeln und gleichzeitig die politischen Ziele von Förderung zu berücksichtigen.

Die partizipative Natur von Design Thinking hat daran einen wesentlichen Anteil. Die Methode aktiviert die Förder-Community und erleichtert es, sich und seine Veränderungsideen einzubringen.

Aus unserer Sicht gehört die Methode standardmäßig zum Instrumentarium für die Regionalentwicklung, aber auch für komplexe Veränderungsvorhaben generell – sei es die Energiewende, die Transformation des Gesundheitswesens oder die Verwaltungsmodernisierung.

Wer sich mit uns über Better Promote und Design Thinking austauschen möchte oder Beratungspartner für eigene Vorhaben sucht, der spreche uns gern an!

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PS: Ein großes Dankeschön an Emily Jürgens für die Unterstützung, die sie zu diesem Beitrag geleistet hat. Emily, derzeit Werkstudentin bei Sopra Steria, schreibt ihre Bachelorarbeit zum Thema „Design Thinking im Kontext der digitalen Transformation“.