Digitale Exzellenz
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Connected Cars – Daten statt Gummi

, 2. November 2015

Lesezeit: 4 Minuten

Connected Cars – Daten statt Gummi

Daten sind längst zum vierten Produktionsfaktor unserer Volkswirtschaft geworden (Conntected Cars) . Aus Sicht der Automobilindustrie wird das schwarze Gold zunehmend transparenter – es geht um Bits und Bytes statt um Gummi. Moderne Autos sind mittlerweile vergleichbar mit rollenden Rechenzentren. Wer Eigentümer der Daten ist wird derzeit heftig diskutiert, schließlich geht es um einen milliardenschweren Markt. Auch Versicherungen spielen mit und platzieren sich mit neuen Angeboten.

Zahlreiche Studien zeigen es auf: Das Marktvolumen rund um Konnektivität in der Kfz-Branche wird rasant wachsen. Von einer Verdoppelung bis zu einer Verfünffachung in den nächsten vier bis fünf Jahren ist die Rede. Der Markt ist dabei hart umkämpft – Versicherungen sind dabei nur einer von vielen Playern.

Anbieter von KonnektivitätDATEN über Daten

Die Datenmengen sind enorm: Geht man von 30 Millionen vernetzten Fahrzeugen aus, die je fünf bis-20 Gigabyte Daten pro Stunde produzieren, ergeben sich bei einer Nutzungsdauer von durchschnittlich vier Stunden am Tag 219 bis 876 Exabyte an Daten. Das sind 219 bis 876 Milliarden Gigabyte pro Jahr, die zur Verarbeitung dienen können – gewinnbringende Verhaltensdaten des Fahrers. Und die Zahl der vernetzten Fahrzeuge wächst weiter: Experten prognostizieren ein Wachstum von 45 Prozent bis 2020.

NutzerDATEN

Die Fahrerdaten stellen im Zeitalter der Digitalisierung einen enormen Zugewinn dar. Sie ermöglichen neue Produkte und Services und bieten den Akteuren einen zusätzlichen Absatzmarkt im Rahmen seiner Kundendienstaktivitäten. Diese Connectivity-Angebote können Marktanteile verschieben und damit Servicegeschäft verändern. Nutzerumfragen bestätigen die Wechselbereitschaft beim Autokauf aufgrund von Connectivity Angeboten, und Automarken werben mit Vernetzung.

https://youtu.be/GsVmFINvahI

VersicherungsDATEN

Auch der Versicherungs- und After Sales Markt wird dabei maßgeblich beeinflusst. Die Autohersteller versuchen, die ihnen zugänglichen Daten vermehrt zu nutzen. Sie wollen so ihren Anteil am Wartungs- und Reparaturmarkt erhöhen, zum Beispiel mit einer gezielten Werkstattempfehlung und automatisierten Terminvereinbarungen aus dem Auto heraus. Es geht um bedarfsorientierte Ansprache und eine erhöhte Kundenbindung. Versicherer haben die Zeit erkannt und werden in Kürze ihre Verträge um eine Erlaubnis zur Auswertung dieser Telematikdaten erweitern oder realisieren dies bereits. Einige Versicherungen bringen darüber hinaus fahrerspezifische Versicherungsprämien in den Markt, um ihren Platz in der Datennutzerschaft zu verteidigen.

DATENverwendung

Durch kontextbasierte Zusatzservices und eine bessere Kundenbetreuung gilt es, sich vom Wettbewerb abheben. So könnte man dem Fahrer zum Beispiel bei einer Reise ins Ausland eine Diebstahlversicherung anbieten, ähnlich wie heute Mobilfunkbetreiber beim Überschreiten einer Grenze die Auslandstarifoptionen auf dem Display einblenden. Auch das quasi automatische Ansteuern von Service-Werkstätten wäre in Kooperation mit den entsprechenden Vertragswerkstätten möglich. Der Kunde wiederum könnte Fehler des Fahrzeuges via Dongle und Handy auslesen und z.B. dem ADAC übertragen, um optimierte Serviceleistungen in schnellstmöglicher Zeit zu erhalten.

DATENsicherheit

Die wachsende Digitalisierung im Auto beschert dem Fahrer viele Vorteile – dem Thema Datenschutz wird dabei noch zu wenig Augenmerk geschenkt. Immer mehr Sicherheitslücken in vernetzten Autos werden öffentlich und verunsichern den Verbraucher, kann doch ein unautorisierter Zugriff lebensbedrohlich für den Fahrer werden. Daneben besteht Unsicherheit, ob die gesammelten Daten wirklich vor einem Fremdzugriff geschützt sind – gerade aus Sicht der Unternehmensflotten ein sensibler Punkt.

DATEN statt Gummi

So lange dem Kunden Services angeboten werden, die ihm einen Mehrwert bringen, wird das Thema Datenschutz im Hintergrund bleiben. Dennoch gilt es für Automobilhersteller und Versicherungen gleichermaßen, bestehende Probleme und offene Themen anzugehen. Daten sind ein sensibles Gut, nur wer vertrauensvoll damit umgeht wird sich langfristig etablieren. Eines ist aber klar: Der Markt dreht sich um Daten – das Marktpotential wird sich vervielfachen. Hier gilt es, sich schnell zu platzieren, um Wettbewerbsvorteile zu sichern – und das in einem Umfeld in dem sich die Teilnehmer gerade erst noch finden.