Vor einiger Zeit hatten wir die Blogparade gestartet zur Frage „Wie kommen wir dauerhaft kreativer aus der Krise?” Danke an alle, die uns ihre Sicht geschildert haben. Unser Fazit: Es gibt ganz viele unterschiedliche Blickwinkel, aus denen heraus man sich mit dem Thema “new normal” befassen kann. Das zeigen diese vier Blog Posts.
Kurz zur Erinnerung, das wollten wir wissen: Durch die Corona-Pandemie und den Lockdown der Wirtschaft waren ad hoc Veränderungen und Lösungen möglich, für die Unternehmen sonst Jahre benötigt hätten. Schulen setzten den digitalen Unterricht plötzlich ganz oben auf die Agenda, ganze Unternehmen und in Teilen auch Behörden stellten sich innerhalb kürzester Zeit auf einen Remote-Betrieb um – zumindest vorübergehend. Wir fragten uns, wie sich diese Kreativität konservieren lässt – und erhielten diese unterschiedlichen Sichtweisen auf das Thema:
Der Tech-Manager und die neue Achtsamkeit
Eine zentrale Erkenntnis für Gregor Bieler von Microsoft ist, dass die geistige Anwesenheit wichtiger ist als die physische und sich Verbundenheit und Achtsamkeit über Distanzen erreichen lassen – zumindest bis zu einem gewissen Grad. Remote-Arbeit funktioniert, und Sicherheit, dass der Job erledigt wird, entsteht durch Vertrauen und weniger durch Kontrolle, so Bieler. Aus seiner Sicht ist es wichtig für eine nachhaltige Veränderung, sich immer wieder an die Menschen, Arbeitsweisen und an die Technologien zu erinnern, die einem geholfen haben, besser durch die Krise zu kommen und in ihr auch heute zu bestehen.
Die Juristin und Autorin und ein spielerischer Ansatz zur nachhaltigen Veränderung
Autorin und Rechtsanwältin Brigitte Wallmann schreibt in ihrem Beitrag etwas sehr Wichtiges für das so genannte „new normal“: „Aber auch die „alte Normalität“ war ja keinesfalls normal, sie erschien nur so selbstverständlich.“ Aus ihrer Sicht wird es auch keine komplette Rückkehr zum Gewohnten geben. Der Weg in eine langfristige Veränderung sollte ein anderer sein: „Selbstbestimmte Verhaltensweisen hatten schon immer eine viel größere Chance auf Nachhaltigkeit als Verbote“, schreibt sie. Sie zitiert dabei einen Soziologen, der sich für spielerische – die Menschen einbeziehende – Wettbewerbe ausspricht, beispielsweise wer im Restaurant für seine Gäste die beste Wohlfühlatmosphäre mit Hygienekonzept schafft.
Der Journalist und SEO-Spezialist und seine vier Forderungen für die Post-Corona-Zeit
Peter Kurby warnt in seinem Blog „Bedeutung online“ vor einem Rückfall in alte Denkmuster. Corona hat aus seiner Sicht die Gesellschaft schädigende Geschäftsmodelle aufgedeckt und gezeigt, dass sich große Veränderungen erreichen lassen. Die Umweltverschmutzung wurde zumindest vorrübergehend reduziert. Stillstehende Fabriken sind sicher kein Ziel für ein „new normal“. Der Effekt zeigt jedoch, dass wenn Politik und Wirtschaft in neue Produktions- und Logistikkonzepte investieren, sich tatsächlich positive Veränderungen einstellen. Zu seinen weiteren Forderungen gehört mehr Wertschätzung für bestimmte Berufe. Kreativität und Einsatz bedürfen auch nach dem Überwinden dieser Krise Anreize – und eine neue Arbeitskultur. Hier zeigt die aktuelle Krise, dass Unternehmen viele Dinge ausprobieren.
Der Wirtschaftsinformatiker und die technische Sicht auf Corona
Einen überraschenden und unorthodoxen Blogbeitrag auf unseren Aufruf hat Dr. Hannes Lischka aus Österreich verfasst. Er hat das Thema direkt auf ein konkretes IT-Spezialgebiet bezogen: auf Enterprise Architecture Management (EAM). Er beschreibt am Beispiel von zwei Gesprächen zwischen Kollegen seinen Wunsch für ein „new normal“ für ein EAM. Seine Botschaften in diesem eher für eingefleischte ITler geschriebenen Text sind durchaus auf die Wirtschaft generell übertragbar: „IT-Konzerne brauchen einen Blick für Innovationen wie einen Bissen Brot, um nicht auf dem Abstellgleis zu landen“, schreibt er. EAM steht für eine einheitliche Konzernsprache, bedeutet aber übergreifend ein gemeinsames Verständnis sowie ein Aufbrechen von Denk- und Arbeitssilos. Für ihn ist zudem „echte radikale Transparenz“ ein Schlüssel, weil man gleich zum Wesentlichen kommt.
Ersatzantrieb für “new normal” gesucht
Um die Beiträge herum lässt sich diese Klammer ziehen: Irgendwie wussten alle schon vorher, dass ein Weiter so keine Option ist und welche Knöpfe gedrückt werden müssen, um neue Wege zu gehen. Die Krise zeigt nun, was möglich ist, und Managerinnen und Manager scheuen sich seltener vor schnellen, konsequenten Entscheidungen. Sie merken: Wer kreativ ist, nie nachlässt und Dinge probiert, kommt weiter. Corona ist somit ein Katalysator für Veränderung und Umdenken. Sobald das Virus einmal im Griff ist, brauchen wir einen Ersatzantrieb, der dauerhaft für Kreativität und Entscheidungsfreude sorgt. Die Vorschläge der Blogger reichen von einer ausgeprägten Erinnerungskultur über die dauerhafte Verinnerlichung in der Krise gelernter Konzepte wie Beteiligung und selbstbestimmtes Handeln bis zum konsequenten Teilen von Wissen. Keiner von ihnen möchte ein Zurückfallen in frühere Denkmuster. Dafür steht der in allen Beiträgen gefallene Begriff vom „new normal“.