Digitale Exzellenz
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Blogparade Blockchain – ein Nachklapp

, 7. Dezember 2016

Lesezeit: 3 Minuten

Blogparade Blockchain – ein Nachklapp

Ende August hatten wir gefragt „Wie disruptiv ist die Blockchain wirklich?“ und zu einer Blogparade aufgerufen. Dabei sind tolle Beiträge herausgekommen. Ein großes Dankeschön dafür an alle Teilnehmer. Hier ist eine Zusammenfassung der Blogartikel.

Goerkem Tuerkel von der Software AG betrachtet das ganze Thema Blockchain vor allem als Chance – für Banken sowie für Unternehmen anderer Branchen – und weniger als Bedrohung. Statt sich, wie viele andere, auf Anwendungsfälle zu stürzen, mahnt er eine vernünftige Integration der Technologie in die bestehen IT-Architektur an. Learning: Damit Blockchain-Anwendungen mit vorhandenen Unternehmenssystemen zusammenarbeiten können, ist ein intelligenter Access-Layer erforderlich. Der vollständige Beitrag ist im Blog Ping IT veröffentlicht.

Tief in die praktischen Möglichkeiten der Blockchain-Technologie und seine Tücken taucht Dr. Martin Berger ein. Er berichtet über sein eigenes Projekt für die Energiewirtschaft. Über einen Smart Contract können verantwortungsbewusste Stromkunden lokale Besitzer von Solaranalagen mit Spenden unterstützen. Durch die Blockchain behalten die Spender volle Transparenz, welcher Nachbar wieviel erhält. Die Technologie soll an der Basis helfen, dass mehr Haushalte zu Sonnenenergieproduzenten werden. Selbstkritisch geht Martin Berger in seinem Blogbeitrag auch auf die Schwachstellen für Smart-Contract-Konzepte ein, zum Beispiel auf Sicherheitslücken. Sein Fazit: „Intelligente Verträge“ auf Blockchain-Basis haben großes Potenzial, brauchen aber noch eine gewisse Reifezeit.

Hansjörg Leichsenring, Betreiber von Der Bank Blog, liefert mit seinem Beitrag Quo vadis Blockchain? eine umfassende Bestandaufnahme für Banken und zeigt verschiedene Einsatzgebiete in der Finanzwelt. Einen disruptiven Charakter erschließt sich für ihn nicht, weil sich die Beziehung zwischen Bank und Kunde nicht grundlegend ändert. Das große Potenzial liegt eher in der Kostenoptimierung. Die Zukunft sieht er vor allem in privaten Blockchains: Sie sind schneller und leichter zu kontrollieren, was für Banken ein starkes Argument ist.

Das Beispiel von Journalist Gideon Gottfried belegt, wie stark die Blockchain-Technologie auch andere Branchen inspiriert. In seinem Zweitteiler bei uns im Blog Digitale Exzellenz wird das Potenzial der Blockchain als „Vereinfacherer“ komplexer Sachverhalte besonders deutlich. Die Technologie ermöglicht hier, dass die unterschiedlichsten Inhaber von Rechten an einem Musikstück anteilig vergütet werden – und das äußerst effizient. In einer zentralen Datenbank ist jeder Musiker mit seinen Rechten an den unterschiedlichen Versionen von Musiktiteln hinterlegt. Über einen Smart Contract werden Tantiemen automatisch verteilt. Voraussetzung ist ein bereinigtes Datenformat, auf das sich die Plattenfirmen und Verwertungsgesellschaften einigen müssten. Man sieht: Standardisierung ist Pflicht, damit Blockchain funktioniert.

Persönliches Fazit

Die Beiträge aus der Blogparade zeigen eindeutig, dass die Blockchain-Technologie kein Spielzeug für Nerds ist, sondern branchenübergreifend seriöse Mehrwerte erzeugt. Sie wird auch Türen zu komplett neuen Geschäftsfeldern und Lösungen öffnen, die mit bisherigen Technologien so nicht umzusetzen waren. Blockchain ist allerdings nicht die Antwort auf alle Probleme und nicht das disruptive Monster, das alles Bestehende aus den Angeln hebt. Wer die Hype-Brille absetzt, wird nüchtern feststellen, dass Blockchain vor allem Komplexität reduziert sowie bestehende Geschäftsfelder erweitert oder deren Nutzung vereinfacht. Die große Herausforderung wird damit sein, Blockchain-Technologie mit bestehender Technologie in Einklang zu bringen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir einen technologischen Urknall erleben werden. Digitalisierung ist wie der gesamte technische Fortschritt immer mehr Evolution als Revolution gewesen.

Foto: Getty Images / NorthernStock