Digitale Exzellenz
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Blockchain als Deputy Compliance Officer einer Bank

, 9. Juli 2018

Lesezeit: 3 Minuten

Blockchain als Deputy Compliance Officer einer Bank

Compliance-Abteilungen von Banken gewinnen massiv an Bedeutung. Wurde der Compliance Officer vor einigen Jahren noch als „Geschäftsverhinderer“ und „Störenfried“ verunglimpft, gilt er heute als wesentliche Säule für die Reputation und den Erfolg einer stabilen Bank. Doch mit der Reputation steigen die Erwartungen – zum Beispiel in puncto Schnelligkeit. Als nützlicher Helfer der Compliance-Arbeit kristallisiert sich hier die Blockchain-Technologie heraus.

Die Möglichkeiten der Distributed-Ledger-Technologien (DLT) werden von Banken seit geraumer Zeit ausgelotet. Bereits heute experimentieren Deutsche Bank, HSBC, UniCredit und andere Institute mit Blockchain-Lösungen für Handelsplattformen.

Für die Compliance-Arbeit einer Bank lassen sich ebenfalls Anwendungsfälle finden, die ein normen- und richtlinienkonformes Handeln erleichtern. Mit der DLT lassen sich bestehende Prozesse transparent, unverzüglich und sicher abbilden. Ferner können Kosten eingespart, zeitliche Verzögerungen reduziert und Manipulationen ausgeschlossen werden. Zwei vielversprechende Einsatzgebiete für eine Blockchain in der Banken-Compliance sind die Kontenverwaltung sowie die Geldwäsche- und Terrorismusbekämpfung.

Blockchain in der Kontenverwaltung

Banken und Kreditinstitute unterhalten eine Vielzahl von Konten und Kontenklassen. Alle Transaktionen bedürfen dabei einer sachgerechten Kontrolle, um mögliche Manipulationsversuche zu identifizieren. Der Aufbau eines intakten Kontrollsystems kostet jedoch Zeit und vor allem Geld. Zudem liegen die Buchungen häufig in der Verantwortung von verschiedenen Personen. Verlagern Banken die Kontenverwaltung komprimiert auf eine institutsübergreifende Blockchain, würden sämtliche Überwachungsfunktionen und Kontrollmechanismen hinfällig werden. Bedingt durch die dezentrale Datenablage, ist eine nachträgliche Änderung oder Löschung der Datensätze nicht mehr möglich. Folglich sind Manipulationen ausgeschlossen. Das Blockchain-Netzwerk überwacht und kontrolliert sich selbst.

Hilfe beim Anti-Geldwäsche- und Know-Your-Customer-Verfahren

Hilfreich kann Blockchain zudem bei Geldwäsche- und Kundenüberprüfungen sein. Mit Verstößen gegen Anti-Geldwäschebestimmungen (Anti Money Laundering) oder das Know-your-Customer-Verfahren (KYC) handeln sich Banken empfindliche Sanktionen ein. Insbesondere Großbanken wurden in der Vergangenheit kalt erwischt und zu hohen Strafzahlungen verurteilt. Deshalb gibt die „Durchschnittsbank“ jährlich gut 45 Millionen Euro für ihre AML- und KYC-Systeme aus – Tendenz steigend. Zudem kosten die Prüfprozeduren Zeit und personelle Ressourcen. Heute ist es noch gang und gäbe, dass auffällige Transaktionen über aufwendige und manuelle Prozesse plausibilisiert werden.

Hier wäre eine bankenübergreifende Blockchain denkbar. Alle partizipierenden Banken könnten auf umfassende Datensätze zurückgreifen. Über Business-Regeln ließen sich bestimmte Abläufe automatisieren. Innerhalb kürzester Zeit würden Banken ihre Kunden kennen, wie es regulatorisch vorgeschrieben ist. Sowohl das Onboarding neuer Kunden als auch die Verifizierung geldwäscheverdächtiger Transaktionen könnten mittels Blockchaintechnologie deutlich verbessert werden.

Blockchain als Wunderrezept einer digitalen Bank?

Neben den aufgeführten Beispielen diskutieren und probieren Banken bereits weitere Einsatzfelder für die Blockchain-Technologie:

  • als technologischer Unterbau im Zentral- und Interbankenhandel (Wertpapiergeschäft)
  • die automatisierte Prüfung der Kreditwürdigkeit (analog zu AML/KYC)
  • Verifizierung und Abwicklungsplattform bei Crowd Funding und Handelsfinanzierungen

Die Liste möglicher Anwendungsfälle ist nicht abschließend. Vielmehr werden sich im Laufe der Zeit und mit fortschreitender Technologisierung immer wieder neue Use Cases auftun. Wenngleich einige der genannten Instrumente noch Zukunftsmusik sind und einige Ideen auch wieder verworfen werden, zeigen sie dennoch, wohin die Reise gehen kann und wird.

Foto: Getty Images / Colin Anderson