Digitale Exzellenz
Digitale Exzellenz

Digitalisierung: Butter bei die Fische

, 2. August 2017

Lesezeit: 3 Minuten

Digitalisierung: Butter bei die Fische

Die deutsche Wirtschaft hegt ein Faible für physische Produkte. Doch sie muss umdenken, denn wirtschaftlicher Erfolg entscheidet sich in Zukunft auf der immateriellen Ebene. Ein Schnellkurs in Digitalisierung von Gastautor Karl-Heinz Land.

1. Das Ausmaß antizipieren

Was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert. Was vernetzt werden kann, wird vernetzt. Was automatisiert werden kann, wird automatisiert. Unternehmen müssen die ökonomische Wucht dieses Dreisprungs der Digitalisierung antizipieren, denn er vollzieht sich weltweit, in allen Branchen und mit bemerkenswerter Zwangsläufigkeit.

2. Ganzheitlich agieren

Studien zeigen immer wieder, dass viele Unternehmen versuchen, eine digitale neben einer klassischen Struktur zu etablieren. Sie übersehen, dass die Digitalisierung als Matrixfunktion alle Bereiche der Wirtschaft und des Lebens durchdringt. Das gesamte Unternehmen muss digital ausgerichtet werden.

3. Den Kunden verstehen

Der Kunde ist nicht nur König; er will auch als solcher behandelt werden. Seine Ansprüche sind ambitioniert: Er will alles zu jeder Zeit, von jedem Ort, möglichst personalisiert mit individuellem Mehrwert. Dieser „Instant Consumer“ steht am Ende jeder Wertschöpfungskette und treibt die Transformation an.

4. Software und Services planen

Nach wie vor denken einige Unternehmen viel zu stark an „Produkte“ und „Hardware“. Die Wertschöpfung von morgen funktioniert mittels Software und Services. Physische Produkte, so sie nicht ohnehin zu Apps dematerialisieren, benötigen einen digitalen Zwilling.

5. Über Industrie 4.0 hinausdenken

Nicht zielführend ist der Reflex, einfach nur das bestehende Geschäft zu digitalisieren. Wo nur die altbekannten Produktionsprozesse optimiert werden, hat das Konzept „Industrie 4.0“ einen Haken: Im Internet der Dinge wird jeder mit jedem Geschäfte machen können, ohne Mittler und Wiederverkäufer. Wir bekommen eine supervernetzte Wirtschaft 4.0. Damit müssen sich die Unternehmen auf völlig neue, radikal kundenorientierte Geschäftsbeziehungen einstellen.

6. Nutzen gegen Daten tauschen

Im Internet der Dinge, der neuen Infrastruktur des Wohlstands, geht es nur vordergründig um vernetzte Sensoren und Devices. Der wahre Schatz sind die Daten als Grundlage neuer Geschäftsmodelle. Wie auf einem Möbiusband läuft im Internet der Dinge ein endloser Tauschhandel: Daten gegen Nutzen. Dabei gilt das Motto: keine Angst vorm Datenschutz. Erstens lassen sich auch auf Basis von aggregierten, entpersonalisierten Daten neue Services aufbauen. Zweitens erhalten vertrauenswürdige Unternehmen von ihren Kunden durchaus persönliche Daten.

7. Vergessen Sie die IT

Digitale Transformation braucht Infrastruktur. Und zwar eine Plattformlösung, die ins Unternehmen eingezogen ist wie ein Rückgrat, an das alle Programme angebunden sind. Doch schon in Kürze wird IT zu einer Commodity werden. Unternehmen, die in der Digitalen Transformation bereits erfolgreich sind, nennen nur in den seltensten Fällen Technologie als entscheidenden Faktor. Vielmehr erzählen sie vom kulturellen Wandel, um den Menschen die Angst vor der Veränderung zu nehmen. Sie berichten davon, wie sie ihre Prozesse neu gedacht statt nur digitalisiert haben.

8. Tempo machen

Hast ist kein Rezept für die digitale Transformation, aber Tempo ist durchaus notwendig. Nahm man sich früher mehrere Quartale Zeit, um strategische Entscheidungen zu treffen, bleiben heute oft nur wenige Wochen. Die Erfahrung mit Projekten in unserem „neuland business accelerator“ zeigt: Zwölf intensive und produktive Wochen reichen mitunter aus, um ein Unternehmen digital auf Kurs zu bringen.

Der Text erscheint in leicht abgewandelter Form zuerst in der „zeitschmelze – das Magazin für die digitale Wirtschaft“ der Initiative Deutschland Digital (IDD), die Sie hier als pdf herunterladen können.