Können Roboter Südtribüne? In Japan wagt man zumindest einen Versuch. Beim Baseball-Club Fukuoka Softbank Hawks waren die Verantwortlichen der Geisteratmospähre im Stadion derart überdrüssig, dass sie 40 Roboter der Sorten Pepper und Spot als Ersatz-Fans und -Cheerleader engagierten. Unser neues digitales Fundstück, entdeckt bei Faz.net auf Youtube.
Der Rückstand Deutschlands bei der Digitalisierung wird auch im Sport beim Umgang mit coronabedingten Geisterspielen deutlich. Während hiesige Vereine analoge Fanattrappen aus Pappe aufstellen und Klatschen und Raunen sowie Fangesänge aus der Konserve abspielen, greift man Japan in die digitale Ideenkiste. Zweibeinige fahnenschwenkende Roboterfans sowie vierbeinige Metall- und Silizium-Cheerleader mit Basecap heizten den Spielern der Fukuoka Softbank Hawks und dem Gegner, den Rakuten Eagles, mit ihrer einprogrammierten Choreographie und Gesängen mächtig ein. Mit Erfolg: Die Hawks siegten mit ihren Robo-Fans im Rücken mit 4:3. Zum Vergleich: Rund 13.000 Papp-Fans waren für Borussia Mönchengladbach nicht der 12. Mann und brachten keine drei Punkte.
Deshalb wäre es durchaus spannend zu erfahren, welchen Effekt Fans aus Bits und Bytes in deutschen Stadien hätten, wenn sie beispielsweise Schlachtrufe der Ultras vom FC Bayern, dem BVB oder von Arminia Bielefeld grölten. Für die Programmierer sollte das kein Problem darstellen. Zusatznutzen für die Vereine und Städte: Die Robo-Anhänger würden keine Pyrotechnik einschleusen, die Schiedsrichter wären vor wütenden Hooligans sicher, und die Polizei müsste keine Hundertschaften mehr in die Stadien schicken. Die Kosten für die Sicherheit würden drastisch sinken.
Fraglich ist, ob sie so stark sinken, dass sich die Anschaffung tausender Roboter rechnet. Ein mit der Marke Pepper prall gefülltes Stadion würde Borussia Dortmund etwa 112 Millionen Euro kosten (ohne Wartungsgebühr) – das entspricht laut Transferkmarkt.de ungefähr dem Marktwert ihres Spielers Jaden Sancho. Dazu kämen die Einnahmenausfälle, weil Roboter keine Tickets bezahlen müssten. Denkbar wäre als neue Einnahmenquelle, dass Sponsoren die Ersatzfans als Werbeflächen nutzen.
Bleibt der Punkt mit der Atmosphäre: Das Video macht deutlich, dass selbst ein voll mit Robotern gefülltes Stadion keines mit echten Fans ersetzen wird. Selbst bei den Hawks in Fukuoka haben die Verantwortlichen angekündigt, wieder Menschen zum Anfeuern ins Stadion zu lassen. Fazit: Das Szenario Roboter als Fanersatz funktioniert allenfalls als Experiment und Notlösung. Es zeigt jedoch einmal mehr, wie wenig Berührungsängste man in Japan gegenüber digitalen Lösungen hat.
Mehr zum Thema Künstliche Intelligenz im Sport bei uns im Blog: Roboter auf dem Rasen anstatt auf den Rängen