Digitale Exzellenz
Digitale Exzellenz

Auf rauer See digitalisieren

, 29. März 2017

Lesezeit: 3 Minuten

Auf rauer See digitalisieren

Banken kämpfen derzeit mit den bekannten drei Herausforderungen: Regulierung, Niedrigzins und Fintechs. Die IT und die Digitalisierung des Geschäfts sind in diesem Zusammenhang der entscheidende Erfolgsfaktor. In den Bemühungen der Institute, sich und das Geschäft zu digitalisieren, wirken sie ein stückweit wie die spanische Armada im sechszehnten Jahrhundert im Kampf mit der englischen Flotte. Aus den Parallelen lassen sich nützliche Schlüsse ableiten.

Keine Schlacht ohne Plan

Ähnlich wie die klassischen Banken gegenüber den Fintechs, waren auch die Spanier unter Druck, sich gegenüber einem „Emporkömmling“ zu behaupten. Und genauso wie König Philipp II keinen strategischen Masterplan für die Seeschlacht mit England hatte, neigen heute viele Institute zu Aktionismus beim Thema Digitalisierung. Die Mehrheit hat zwar die Bedeutung und die Stärke der Wettbewerber erkannt. Vielfach fehlt jedoch eine ganzheitliche Strategie, die von einer langfristigen, nachhaltigen Planung getragen wird.

Große Vorhaben erfordern ausreichend Ressourcen

Mammutvorhaben sind immer eine Belastungsprobe. Das mussten die Spanier erleben, die kurz nach dem Auslaufen mit Proviantmangel und Reparaturen zu kämpfen hatten, und das erleben auch viele Banken – insbesondere die kleineren Institute. Es sind in erster Linie regulatorische Themen. Sie vereinnahmen Budget und Ressourcen im beträchtlichen Umfang, ohne einen direkten geschäftlichen Nutzen zu erbringen. Eine Bank, die allerdings nur die regulatorischen Anforderungen erfüllt, sich aber nicht in strategischen Themen erneuert, verliert Marktanteile und gefährdet ihre Existenz.

Der Langsamste gibt das Tempo vor

Ein zentrales Ziel digitaler Transformation ist, auf Basis aktueller Zahlen besser zu entscheiden. Das ist für Akteure der Finanzindustrie kein Luxus, sondern überlebenswichtig. Die IT ist hier der entscheidende Faktor, der für die Fähigkeit sorgt, äußerst schnell aussagefähige Entscheidungsgrundlagen zu generieren. Für die Banken bedeutet das, mögliche Bremser in der IT-Landschaft zu identifizieren und auszutauschen. Denn: Wie die spanische Armada durch ihre vielen unterschiedlichen Schiffstypen aufgehalten wurde, sind auch IT-Architekturen in Banken nur so schnell wie die langsamste Komponente im System.

Kleine Geschwader statt großer Flotte

Die Wende im Kampf zwischen Spaniern und Engländern brachte die Entscheidung der Engländer, ihre Flotte in weitgehend unabhängigen, autark agierenden Geschwadern zu organisieren. Sie konnten sich schnell auf veränderte Begebenheiten einstellen und waren der spanischen Armada dadurch überlegen. Dasselbe Umdenken ist derzeit überall in der Unternehmenswelt zu erkennen – auch bei den Banken. Eine agile Projektorganisation ersetzt immer mehr die hierarchischen Strukturen. Mehr Agilität wird auch von den IT-Systemen gefordert. Banken sollten hier allerdings nicht komplett auf ihre technische Stabilität verzichten, die sie auszeichnet. Sie können sich hier erneut an der englischen Flotte orientieren. Die nutzten einen kompakten Schiffstyp, der sich durch einen niedrigen Schwerpunkt und eine gute Manövrierfähigkeit auszeichnete.

Fazit
Die englische Kriegsflotte war am Ende siegreich, da sie konsequent auf ihre Stärken setzte, aber auch in der Lage war, sich schnell zu verändern. Banken sollten dem nachstreben und die nötigen Voraussetzungen mit einem strategischen Vorgehen schaffen, ohne die Entwicklung zu verschlafen. Den Startpunkt für die eigene Digitalisierung zu finden, ist mitunter schwer. Die Veränderung deswegen aber auf die lange Bank zu schieben, wäre allerdings fahrlässig.