Digitale Exzellenz
Digitale Exzellenz

Versicherer und die digitale Revolution

, 28. September 2015

Lesezeit: 3 Minuten

Versicherer und die digitale Revolution

Nichts ist so beständig wie der Wandel – eine Lebensweisheit, die bereits tausende von Jahren alt ist. Was wir in den letzten Jahren erleben: Dieser Wandel wird zunehmend schneller – auch für Versicherer. Die Versicherungsindustrie ist allerdings nicht bekannt dafür, dass sie sich mit revolutionärem Tempo weiterentwickelt. Und nun reden alle von Digitalisierung. Erwartet uns jetzt eine Revolution des Versicherungsgeschäftes?

Seit einiger Zeit etablieren sich Unternehmen der Finanztechnologie im deutschen Markt. Die so genannten FinTechs geben der Branche neuen Schwung. Eine vollständige digitale Ausrichtung und eine maximale Nähe zum Kunden sind Schlüsselelemente der neuen Marktteilnehmer. Getrieben durch den Digitalisierungstrend bewegt sich die Versicherungsbranche. Lange und wiederholt diskutierte Themen nehmen Fahrt auf, neue Technologien lassen die Verantwortlichen über neue Produkte nachdenken.

Selbstangriff als Verteidigung

Die ersten großen Versicherungen haben diesen Trend erkannt und konzipieren in speziellen „Labs“ neue Produkte und Services. Eigens gegründete FinTech-Töchter helfen, die Produktinnovationen zu vertreiben und neue Wege in der Produktlandschaft zu beschreiten. Andere Versicherer kooperieren mit FinTechs, die Teile der Wertschöpfungskette abdecken können. Das Vorgehen zeigt die Notwendigkeit einer übergreifenden Digitalisierungsstrategie in den Versicherungskonzernen.

Massenindividualisierung

Eines ist klar: Der Kunde wird zukünftig im Zentrum des Geschehens stehen. Dabei geht es um weit mehr als um Individualisierung, es geht um Massenindividualisierung. Der Kunde will bestmöglich, individuell und schnellstmöglich bedient werden. Versicherungen müssen so konzipiert werden, dass sie nicht nur bedarfsgerecht zugeschnitten, sondern auch ebenso flexibel verfügbar sind.

Digital First

„Digital First“ muss das Handeln am Anfang der Produkt- und Marktansprache bestimmen. Die Basis dafür ist eine genaue Analyse von Gesprächen, Interaktionen und Kundendaten. Einem Digital Native ist es nur schwer begreiflich zu machen, warum er Seiten an Versicherungsbedingungen zu unterschreiben hat, wo er doch eigentlich für seine Last-Minute-Reise nur noch schnell einen zweiwöchigen Auslandsreiseschutz abschließen will. Den Kunden verstehen und ihm situativ, unkonventionell und umgehend Versicherungen anzubieten – das wird den Wettbewerb entscheiden.

Hallo Herr Kaiser!

Hat Herr Kaiser, über Jahre die Werbe-Ikone der Versicherungsbranche, damit bald ausgedient? Aufgrund der Komplexität und des Beratungsbedarfs bei Versicherungsprodukten wird er nicht gänzlich wegfallen können, digitaler wird er aber allemal werden. Die digitale Revolution hat gerade erst begonnen. Wer sagt denn, dass am Ende nicht die Versicherung hip und im Alltag integriert sein kann – und das ohne ihren ursprünglichen Sicherheitsaspekt zu verlieren?

Ein Blick in die Zukunft

Ist „Insurance on demand“ das Schlüsselwort von morgen? Das bedeutet, Versicherungen werden genau dort und dann gekauft wo und wann sie gebraucht werden, sei es im Supermarkt, Skilift, Auto, oder am Flughafenterminal. Die Abrechnung läuft vollautomatisiert über ePayment oder über den Mobilfunktarif. Eine passende Beratung ist digital über Social Media jederzeit möglich. Krankenversicherungen werden mit einem Aktivitäts-/Gesundheitsbonus aufgewertet – Stichwort: Pay as you live. Der Kfz-Versicherungsmarkt wird sich stark verändern – angesichts autonomer Autos müssen Haftungsfragen und Risiken neu diskutiert werden. Verfügbare Telematiklösungen lassen Versicherer bereits heute schon über neue Produkt- und AfterSales-Ansätze nachdenken.

Die Reise hat gerade begonnen

Niemand weiß, wo die Reise genau hinführen wird. Die Versicherungsindustrie befindet sich in einem Wandel, den sie in dieser Form noch nicht erlebt hat. Den Beginn des digitalen Umbruchs haben Handel und Medien schon hinter sich gebracht – von den gemachten Erkenntnissen lässt sich lernen. Alt hergebrachten Prozesse und Herangehensweisen „abschneiden“ und sich völlig neuen Denkansätzen hingeben, das wird nur eine der Herausforderungen auf dem Weg zu digitaler Exzellenz sein.