Kennen Sie noch Altavista, ICQ, Napster, Winamp? Diese und viele andere Programme haben uns in den vergangenen 20 Jahren auf unserem Weg in die Digitalisierung begleitet und uns bei unserem Einstieg in digitale Kommunikation, Medien und Recherchen unterstützt. Das CIO-Magazin erinnert in einer schönen Geschichte an die Vorfahren von Whatsapp und Spotify der 90er Jahre. Hach, weißt du noch?
Allerdings sind diese Programme im Zeitalter von Facebook, WhatsApp und iTunes fast vollständig in Vergessenheit geraten. Es ist ein bisschen paradox: So sehr wir sie damals gebraucht haben, so gerne wir uns an sie erinnern, so wenig vermissen wir sie heute. Microsoft-Chef Satya Nadella hat schon 2014 in einer E-Mail an seine Mitarbeiter auf den Punkt gebracht, warum das so ist: „Our industry does not respect tradition — it only respects innovation.“
Die Gründe dafür, dass Altavista nicht mehr existiert, dass es Winamp und ICQ nur noch als Nischenprodukte in Belgien und Russland gibt und Napster nur noch eine Marke ist, sind im Detail sehr individuell. Dabei hatten sie als reine Digitalprodukte sogar alle Chancen, die Welt nicht nur für ein paar Jahre, sondern nachhaltig mitzugestalten.
Was ihnen zur Exzellenz und damit für einen dauerhaften Platz in der digitalen Hall of Fame fehlte war, dass sie sich und ihr durchaus erfolgreiches Geschäftsmodell nicht laufend hinterfragt und angepasst haben. Sie besaßen womöglich keinen Lenker wie Jeff Bezos, der für sein Unternehmen das Always-Day-One-Prinzip proklamiert. Führungsansätze wie Cognitive Leadership für eine Welt der Veränderung als Dauerzustand sind gefragter denn je.
Von allen nostalgischen Gefühlen mal abgesehen ¬können wir vom Verschwinden der Digitalpioniere der 90er und Nullerjahre damit eines lernen: Unternehmen können sich nicht auf den Erfolgen der vergangenen Tage ausruhen. Die Gefahr von der nächsten Innovationswelle überrollt zu werden steigt von Jahr zu Jahr. Es geht darum, digital am Ball zu bleiben.
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