Digitale Exzellenz
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Künstliche Intelligenz: Roboter scheitern an den Soft Skills

, 15. Mai 2017

Lesezeit: 4 Minuten

Künstliche Intelligenz: Roboter scheitern an den Soft Skills

Künstliche Intelligenz (KI) ist bei Unternehmen aller Brachen ein großes Thema. In einer digitalisierten Arbeitswelt werden Mensch und damit Roboter zu Kollegen, teilweise zu Konkurrenten. Die Struktur der Arbeitswelt wird sich zweifellos wandeln. Dr. Werner Eichhorst und Carolin Linckh sind  der Ansicht, dass der Mensch allerdings einige Qualitäten besitzt, die ihn in dieser Arbeitswelt weiterhin unersetzlich machen. Hier einige Inhalte aus ihrem Beitrag für unseren Managementkompass Künstliche Intelligenz.

Die digitale Arbeitswelt in Deutschland

Die Arbeitswelt in Deutschland ist zunehmend durch den technologischen Wandel gekennzeichnet, der sowohl auf Berufsbilder als auch auf Erwerbsformen großen Einfluss nimmt. In welchen Bereichen entstehen neue Arbeitsplätze, in welchen Bereichen gehen dagegen Arbeitsplätze verloren? Diese Frage hängt primär davon ab, in wie weit Menschen mit Algorithmen und künstlicher Intelligenz konkurrieren. Generell gilt, dass Tätigkeiten umso eher von intelligenten Programmen und Maschinen ersetzt werden können, je mehr sie von automatisierbaren Routinen geprägt sind.

Dies gilt vor allem für gewerbliche und administrative Tätigkeiten, die sich durch hohe Anforderungen in den Bereichen Präzision und insbesondere Routine auszeichnen und häufig von Erwerbstätigen mit mittlerem Qualifikationsniveau ausgeübt werden. Hingegen sind Erwerbstätige mit höherer Qualifikation, die sich mit komplexeren Aufgabenstellungen oder der Steuerung von Projekten und Prozessen sowie dem Management befassen, weniger betroffen. Auch soziale und private Dienstleistungen sind weniger anfällig, selbst wenn sie zum Teil nur einfachere Qualifikationen voraussetzen.

Die Abschätzung und Quantifizierung der konkreten Folgen für die Arbeitswelt fällt jedoch noch immer schwer, und es gibt wenige belastbare Studien, zumal technische Machbarkeit nicht mit der raschen Durchsetzung technischer Lösungen in der Fläche gleichzusetzen ist. Parallel zur Weiterentwicklung der künstlichen Intelligenz werden allerdings Schritt für Schritt auch anspruchsvollere Tätigkeiten in Konkurrenz zu technischen Lösungen treten. Wer profitiert am meisten, wer gehört zu den Verlierern? Unabhängig davon wie hoch die Beschäftigungseinbußen tatsächlich ausfallen werden, besteht Einigkeit darüber, dass Menschen vor allem in zu Maschinen komplementären Tätigkeiten weithin unersetzlich sind. Maschinen zeichnen sich vor allem durch Schnelligkeit, eine hohe Speicherkapazität, Präzision und kaum Ermüdungserscheinungen aus. Menschen hingegen verfügen über Sozialkompetenz, Kreativität, Flexibilität und vor allem Empathie.

Die Erwerbsgesellschaft von morgen wird aller Voraussicht nach verstärkt von Projektarbeit sowie von vernetztem Arbeiten, Denken und Handeln geprägt sein. Deshalb werden flexible Teamstrukturen, Arbeitszeiten und Arbeitsorte sowie die Kombination von verschiedenen Arten der Erwerbstätigkeit im Lebensverlauf keine Ausnahmeerscheinung mehr sein. Das Normalverhältnis wird hierbei durch andere Erwerbsformen ergänzt. Flexible oder atypische Beschäftigungsverhältnisse werden keine Ausnahme mehr sein, sondern vielmehr fester Bestandteil unserer Arbeitswelt, und dauerhafte betriebliche Arbeitsverhältnisse werden selbst noch vielfältiger und offener werden als bisher. Gleichzeitig liegt der Schlüssel für erfolgreiches Arbeiten unter diesen Voraussetzungen in gesundheitsschonenden, innovations- und leistungsfördernden Arbeitsbedingungen.

Diese sind vor allem durch laufende Weiterbildung und -entwicklung und einen unterstützenden Führungsstil geprägt. Empirische Belege zum Einfluss unterschiedlicher Führungsstile auf die Mitarbeitergesundheit zeigen, dass vor allem eine transformationale, mitarbeiterorientierte Führung mit flachen Hierarchien und hoher Autonomie der Beschäftigten besonders gesundheitsförderlich sind und die individuelle Leistungsfähigkeit der Beschäftigten fördern.

Hierzu müssen Anforderungen an die Mitarbeiter und deren Handlungsfähigkeit in einem Gleichgewicht stehen. Auch das Wissen und Können muss auf einem aktuellen technologischen Stand gehalten werden, wobei vor allem Weiterbildung hierbei eine wichtige Rolle spielt. Verbleibende und neu entstehende Berufe verlangen nach höheren Qualifikationen und erfordern somit auch eine entsprechende Anpassung der Beschäftigten selbst, von Arbeitgeberseite wie auch des Bildungssystems in Deutschland. Vor allem die Weiterbildung älterer Beschäftigter sollte weiter in den Fokus gerückt werden.

Anm. d. Red.: Co-Autorin dieses Beitrags ist Carolin Linckh. Sie ist Mitarbeiterin am Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA).

Foto: Getty Images / leremy