Wer von der Digitalisierung ernsthaft profitieren möchte, wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit für eine Cloud-Migration entscheiden. Auf dem Weg von der Entscheidung bis zur Ankunft in der Cloud-Welt können Unternehmen strategisch viel falsch, aber auch viel richtig machen. Hier einige Eckpunkte für eine erfolgreiche Cloud-Migrationsstrategie und einige Impulse, was Unternehmen vorab bedenken sollten.
Drei von vier Unternehmen in Deutschland legen 2024 Investitionsschwerpunkte auf die IT-Modernisierung, so unsere Marktbeobachtung. Der Großteil wird dabei von einer Mainframe-IT-Landschaft in eine Cloud-Umgebung wechseln und sich viele Vorteile versprechen. Dazu zählen Kostenersparnisse durch die effizientere Nutzung von Ressourcen und die Reduktion von Betriebskosten. Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Return on Investment (ROI), also die schnellere Amortisation der Investitionen in neue Technologien.
Unternehmen profitieren zudem von einer verkürzten Time-to-Market, also einer schnelleren Bereitstellung von Anwendungen und Diensten. Die Prozessautomatisierung spielt ebenfalls eine zentrale Rolle, da durch die Cloud-Umgebung Geschäftsprozesse optimiert und automatisiert werden können. Darüber hinaus ermöglicht die Cloud Skalierbarkeit und Flexibilität, sodass IT-Ressourcen dynamisch an den aktuellen Bedarf angepasst werden können. Schließlich verbessert die Cloud-Migration die Innovationsfähigkeit von Unternehmen, da sie Zugang zu modernsten Technologien und Tools erhalten, die kontinuierlich weiterentwickelt werden.
Risiken und Herausforderungen einer Cloud-Migration
Jede Menge Vorteile und Mehrwerte also. Der Umzug in die Cloud lässt sich jedoch nicht mit einem einfachen Wohnungswechsel vergleichen, bei dem man alle Daten, Prozesse und Anwendungen einpackt, hinübertransportiert und auspackt. Die Migration einer Mainframe-Welt in die Cloud-Welt bringt zahlreiche Herausforderungen und Risiken mit sich, die es zu meistern und abzuschätzen gilt.
Unternehmen müssen sicherstellen, dass sie gesetzliche Vorgaben einhalten und sensible Daten schützen. Es ist wichtig, länderspezifische und branchenspezifische Vorschriften zu beachten. Es gilt zudem, Ausfallzeiten während der Migration zu minimieren. Schließlich muss sichergestellt werden, dass keine Daten verloren gehen oder beschädigt werden.
Diese Herausforderungen sind nicht ohne, lassen sich aber meistern. Sie sollten somit keinen Showstopper darstellen, denn Unternehmen, die sich komplett gegen eine Cloud-Migration entscheiden, laufen Gefahr, im Wettbewerb zurückzufallen und Innovationspotenziale zu verpassen.
Wie eine erfolgreiche Cloud-Migrationsstrategie aussieht
Ein strategischer Fahrplan und klare Leitplanken sind entscheidend für eine erfolgreiche Cloud-Migration. Es ist wichtig, sich mit den verschiedenen Umsetzungsoptionen auseinanderzusetzen und diejenige auszuwählen, die am besten zur eigenen IT-Landschaft und den Unternehmenszielen passt.
Eine Möglichkeit ist das Rehosting, auch bekannt als „Lift & Shift“. Hierbei werden Anwendungen ohne bzw. mit minimalen Änderungen verschoben. Dabei können Dienste wie zum Beispiel Infrastructure as a Service (IaaS), Platform as a Service (PaaS) bis hin zu Software as a Service (SaaS) genutzt werden. PaaS ist dabei als Bindeglied zwischen IaaS und SaaS zu verstehen. Letztlich sind es Dienstleistungen, bei denen ein Anbieter – beispielsweise im Falle von IaaS – IT-Infrastruktur oder Plattformen vermietet und über das Internet verfügbar macht. Das nutzende Unternehmen kann somit die benötigten IT-Ressourcen auslagern. Rehosting ist schnell und kostengünstig, ideal für Unternehmen, die kurzfristig die Cloud-Vorteile nutzen möchten. Allerdings werden keine langfristigen Optimierungen erreicht, und es können technische Schulden bestehen bleiben, womit die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass spätere Nachbesserungen nötig werden.
Eine weitere Methode ist das Refactoring. Hier werden IT-Anwendungen für die Cloud-Welt modifiziert. Dieser Ansatz ist mittelfristig effektiv, da Anwendungen an die Cloud-Umgebung angepasst werden. Refactoring kann teurer und zeitaufwändiger sein als Rehosting, der Migrationsansatz bietet aber in der Regel eine bessere Performance und ist kosteneffizienter.
Beim Rearchitecting, einem dritten Migrationsansatz, wird das Anwendungsdesign für die Cloud optimiert. Diese Methode bietet die größte Flexibilität und die meisten Modernisierungsmöglichkeiten. Sie ist jedoch sehr ressourcenintensiv. Rearchitecting ist geeignet für Unternehmen, die auf langfristige Vorteile und eine umfassende Modernisierung abzielen.
Beim Refactoring oder Rearchitecting werden Anwendungen als vollständig Cloud-fähige Anwendungen überarbeitet oder neu programmiert. Diese Strategie erfordert einen noch detaillierteren Plan für die Business-Case-Analyse sowie für die Entwicklung, das Testen und die Bereitstellung als die anderen Ansätze. Sie können IaaS-, PaaS- und SaaS-Dienstleistungen einsetzen und bieten eine gute Balance zwischen Aufwand und langfristigem Nutzen.
Es gibt noch zwei weitere Ansätze: Das Rebuilding beinhaltet den Neuaufbau von Anwendungen in der Cloud. Diese Methode ist sehr effektiv beim Ausschöpfen der Cloud-Potenziale, verursacht jedoch die meisten Kosten und ist mit einem großen Zeitaufwand verbunden. Rebuilding ist ideal für Unternehmen mit ausreichend Ressourcen und dem Bedarf an hochmodernen Lösungen.
Schließlich gibt es das Replacement. Wie der Name vermuten lässt, werden hier bestehende Lösungen durch neue Cloud-native-Lösungen ersetzt. Diese Methode ist praktisch, wenn bestehende Anwendungen veraltet sind. Der Ansatz ermöglicht eine schnelle Anpassung an neue Technologien, erfordert jedoch eine gründliche Bewertung der neuen Lösungen.
Erfahrungen aus der Cloud-Migrations-Praxis
Unsere Kunden versuchen i. d. R. die folgenden Top-3-Ziele mit einer Cloud-Migration zu erreichen:
- Kosteneinsparungen entlang des Software-Entwicklungsprozesses bis hin zur Produktion/zum Betrieb
- Verbesserung der Produktivität sowie Time-to-Market für die Bereitstellung von IT-Lösungen entlang der Prozesse
- Verbesserung der Attraktivität und Qualität der Arbeitsabläufe für die beteiligten Personen
Wir stellen in Bezug auf Ziel 1 (Kosteneinsparungen) häufig fest, dass viele Unternehmen erwarten, dass sich deutliche Einsparungen durch die Cloud-Migration automatisch einstellen. Das passiert jedoch nicht. Es kann sogar vorkommen, dass Kosten im Ergebnis höher ausfallen als vor der Migration.
Vor diesem Hintergrund ist es elementar, die Betriebskosten sorgfältig und iterativ über die Zeit zu bewerten. So stellen Unternehmen sicher, dass die Cloud-Migration auf lange Sicht finanziell tragfähig ist und auch die Vorteile der Cloud adäquat ausgeschöpft werden. Wir setzen in diesem Zusammenhang auf FinOps, eine Disziplin und kulturelle Praxis, mit der man den Geschäftswert in Hybrid- und Multicloud-Umgebungen deutlich maximieren kann.
Um Ziel 2 (Produktivitätssteigerungen) zu erreichen, braucht es eine funktionierende Plattformumgebung mit entsprechender CI/CD-Pipeline (Continuous Integration/Continuous Delivery), die die nötigen regulatorischen und sicherheitsrelevanten Anforderungen erfüllt. Unsere Erfahrungen zeigen, dass sich Kunden dabei oft übernehmen, oder sie unterschätzen die notwendige Zeit, um das Ziel zu erreichen. Als Projektbeschleuniger eignet sich eine standardisierte Plattformumgebung. Eine solche Plattform wurde von Sopra Steria über die Jahre entwickelt und optimiert und lässt sich tatsächlich per Knopfdruck ausrollen. Darüber hinaus erfüllt sie alle relevanten gesetzlichen/regulatorischen Anforderungen und kann in diversen Cloud-Umgebungen zum Einsatz kommen.
Ziel 3 ist in der Praxis mit der Verschlankung von Arbeitsabläufen und der Vereinfachung von Prozessen verbunden. Für eine Beschleunigung der Arbeitsabläufe und als zentrale QS-Instanz empfehlen wir den Aufbau eines querschnittlichen, temporären Enabler-Teams. Dieses Team fungiert als „Starthilfe“ für die Cloud-Migration. Entsprechende Lernpfade und Schulungsmaterial unterstützen den Change-Prozess und eine gezielte Aus- und Weiterbildung. Dieser Part ist wichtig, denn die Rolle „Entwicklung“ beinhaltet beispielsweise nach der Cloud-Migration eine ganze Reihe neuer Skills, die zu anderen Arbeitsweisen führen.
Partner für die Cloud-Migration nutzen
Unternehmen werden von den skizzierten Cloud-Mehrwerten dann profitieren, wenn sie ihre Cloud-Umgebung richtig einrichten und nutzen. Das Lesen einer Migrationsanleitung allein reicht nicht aus. Cloud-Migration bedeutet einen Paradigmenwechsel, der strategisch gut entschieden, geplant und durchgeführt werden will.
Dafür braucht es die richtigen Kapazitäten und Kompetenzen. Unternehmen, die ihre Inhouse-Kräfte schonen möchten, können auf Partner mit dem notwendigen Know-how zurückgreifen. Diese Partner helfen, Montagefehler zu vermeiden und aufwändige Nacharbeiten zu minimieren. Konkrete Einsatzgebiete für Partner sind die Unterstützung bei der Entwicklung und Implementierung von Migrationsstrategien, die Beratung zu Compliance- und Sicherheitsfragen sowie die Durchführung von Readiness Assessments und die Umsetzungsbegleitung. Darüber hinaus können Partner Schulungen und Weiterbildungen für Mitarbeiter anbieten, um sicherzustellen, dass diese die neuen Systeme effektiv nutzen.
Fazit
Die Cloud-Migration bietet Unternehmen immense Vorteile, wenn sie strategisch und methodisch richtig durchgeführt wird. Unternehmen sollten die verschiedenen Migrationsansätze sorgfältig prüfen und gegebenenfalls auf externe Partner zurückgreifen, um die Migration reibungslos und erfolgreich zu gestalten.
Wer sich zum Thema oder zu konkreten Cloud-Vorhaben austauschen möchte, die oder der spreche uns gerne an!